Jürgen Klopp hat nicht nur ein bemerkenswertes Gebiss. Er ist auch ein Mann kerniger Schlagfertigkeit. Man soll jetzt nicht so tun, sagte der bekannte deutsche Fussballtrainer, die Spieler seien nicht in der Verantwortung, ein Zeichen gegen Katar zu setzen und überhaupt sei das jetzt zu spät, man hätte, wenn schon, damals bei der Vergabe des Austragungsortes etwas sagen müssen.
Die unabhängige linke Zürcher Zeitung
von Andrea Sprecher
Im Fall
Eine Freundin hat mir kürzlich ein Interview weitergeleitet, über das ich mich augenblicklich wahnsinnig aufgeregt habe. Es ging um einen einzigen Satz, eigentlich, und der lautete: «Ich hätte mir nicht vorstellen können, ein hilfloses Baby nach drei Monaten in fremde Hände geben zu müssen.»
An dieser Stelle #1: Beschämte Anfängerin
Als ich vor einigen Wochen an dieser Stelle schrieb, dass ich gespannt sei, was Amerika mit mir mache, hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht damit: Es machte mich zuallererst sprachlos. Ich fühlte mich von Beginn weg unfassbar klein und furchtbar gross. Genau gleichzeitig. Bei allem, was mir seither begegnet, bei allem, was ich beobachte, gibt es nur diese beiden Grössen und nichts dazwischen. Sehr gross und sehr klein. Das hat mir schlicht die Sprache verschlagen.
Fantastisch
Sie sah schlicht fantastisch aus. Ich war so beeindruckt, dass ich mir diese paar Sekunden immer wieder ansah. Und es blieb dabei: Fantastisch.
An dieser Stelle
Eine schwangere Frau lag eine Woche lang in einem Spital in Malta. Während der Ferien auf dieser malerischen Insel im Mittelmeer bekam sie Blutungen, die Plazenta hatte sich teilweise abgelöst. Ihre Tochter hatte keinerlei Überlebenschancen mehr, auch wenn ihr Herz noch schlug.
Verdrängtes Paradies
Einerseits, muss man sagen, ist da noch immer etwas von der Pandemie übrig. Sogar etwas viel davon. Andererseits ist Krieg, überall auf der Welt. In den Flüchtlingslagern hat sich nichts verändert, mindestens nicht zum Guten, denn es waren seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so viele Menschen auf der Flucht wie jetzt. Und dazwischen und darum herum fühlt sich der Juni an wie ein August, er ist zu warm, zu schön, zu flirrend und man treibt wie auf einer Welle mittendrin im Klimawandel, treibt immer weiter hinaus, hinaus ins grosse Meer, von dem man irgendwann nicht mehr zurückschwimmen kann an den Strand, vielleicht schon jetzt.
Nacktes Lachen
Mein Mann stand am Grill, in der einen Hand das Bier, die Grillzange in der anderen, und ich stellte mir vor, ich wäre das, ebenfalls nur in Shorts und somit oben ohne. Ich merkte, das war leicht. Nicht die Vorstellung von mir, natürlich, sondern sich darüber lustig zu machen. Darüber, dass ein nackter Frauenoberkörper genauso selbstverständlich sein soll wie der eines Mannes.
Kindergeburtstag
Ich hatte diese grossartige Idee, den Kindergeburtstag meines Sohnes in der Lasertag-Arena in Zürich zu verbringen. Nicht, dass es mir selbst eingefallen wäre, aber mein Sohn wünschte sich das für sich und seine Freunde. Ich war schwach und verzweifelt, denn die Geburtstagsfeier vor einem Jahr war coronabedingt ausgefallen, Schnitzeljagden oder bräteln im Wald sind komplett ausser Mode mittlerweile, und so geschah es dann also.
I am not amused
Menschen haben neben ihrer Arbeit noch ein Leben. Eines, das nicht nur zwischen Feierabend und Morgenkafi stattfinden soll. Damit hat man offenbar nicht gerechnet.
Dieser Krieg
Jetzt ist also Krieg. Noch zählen wir ihn in Tagen. Die europäische Friedensordnung, wenn es denn so eine gab, ist endgültig beendet. Nicht digital, sondern hundskommun, mit Bodentruppen, Panzern und Luftangriffen. Wenn ich die Nachrichten schaue, dann meine ich, eine Verfilmung der Vergangenheit zu sehen. So habe ich das in der Schule noch gelernt, so war damals der Krieg, und wir meinten, er sei nun weiter, digitaler, nun ist er so wüst wie eh und je. Die Menschen in diesem Film sind in Farbe, nicht mehr schwarz-weiss, wie ich das in Erinnerung habe, die Kleider, die sie tragen, kenne ich, die gleichen Marken kaufen wir auch hier. Der Krieg ist nah und wahr. Wir haben das so nicht erwartet. Noch vor einer Woche meinten wir kollektiv, es sei ein Bluff. Es ist Krieg.