Oktober, 2017

«Ich habe Lust, noch einmal Vollgas zu geben»

Politisiert wird man bekanntlich in Situationen, in denen man sich denkt, hier muss sich was ändern. Christine Stokar hatte viele solcher Momente. Politisch aktiv wurde sie, wie sie selbst sagt, «weil ich mich als einen Menschen sah, der nicht wegsehen wollte, sondern der sich für vieles interessierte». Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, wie sie aufgewachsen ist. «Ich habe fünf Geschwister, von denen zwei körperlich beeinträchtigt sind – etwas, das mich schon als Kind geprägt hat.»

Verhältnisse

Wenn junge Russen aus Alternativlosigkeit in den Krieg ziehen und eine Journalistin ihre Motivation zu ergründen versucht, wenn der Alleinherrscher Tschetscheniens tobt und droht, weil Interviewantworten genauso gedruckt wurden, wie er sie gesagt hatte, und wenn die Intelligenzija Grosnys ein Moskauer Theater kidnappt, um gegenüber der Fragenden festzustellen, damit nur ihre Existenz demonstrieren zu wollen – dann herrschen Verhältnisse, denen mit Stift und Tonband gegenüberzutreten und im aufklärerischen Sinne professionell arbeitend nach der Wahrheit zu suchen eine unüberschätzbar mutige Tat darstellt.

Medienvielfalt auf der roten Liste?

Düstere Zeiten für den Journalismus. Social-Media, unbegrenzt verfügbare Informationen und eine Gesellschaft, die immer weniger bereit ist, für journalistische Leistungen zu bezahlen. An der Mitgliederversammlung der Grünen Kanton Zürich vom vergangenen Montag beleuchtete der Publizistikprofessor Otfried Jarren die Zukunft der Massenmedien.

Bild von Markus Kunz

E-Quatsch

Als ich in die Politik einstieg, nahm ich mir eigentlich vor, nicht auf jeden sauren Görps zu reagieren, meiner Psychohygiene zuliebe und weil’s Zeitverschwendung ist. Aber dann kamen die Fake-News und die Elektromobilität (und eine diesbezüglich leicht durchgeknallte grüne Zürcher Nationalratsdelegation). Und daher muss ich nun mal was klarstellen.

«Frauenrechte müssen sich parallel zur Kurdenfrage weiterentwickeln»

Stolz tragen die Kurdinnen des «Beritan Frauenvereins» ein Abbild von Abdullah Öcalan und Sakine Cansiz auf ihrer Leuchtweste. Seit nun fast einem Jahr hat niemand mehr etwas von ihrem grosses Vorbild Abdullah Öcalan gehört. Was sie sich von den Demonstrationen erhoffen und wie sie sich als Frauenverein engagieren, erzählen sie im Gespräch mit Julian Büchler.

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Dabeisein?

Manchmal regt sich in mir eine kleine Rebellin. Wenn alle etwas schlecht finden, beginne ich mich zu fragen, ob an der Geschichte nicht doch was Gutes dran ist. Das passiert natürlich vor allem bei Dingen, die mir eigentlich ein wenig Wurst sind. Zum Beispiel Olympia. Ich habe – ausser den Berner SP-Ständerat Hans Stöckli, der im Organisationskomitee von Sion 2026 sitzt – noch kein Mitglied von SP oder Grünen gehört, das sich irgendwie positiv zu Olympia geäussert hätte. Und es ist nicht nur eine Kritik an dieser spezifischen Kandidatur, auch nicht allein zu Olympia, sondern eine totale Grundsatzopposition. Auch gegen Fussball-Weltmeisterschaften oder Landesausstellungen. 

Das Recht des Stärkeren

Die katalonische Unabhängigkeitsbewegung sieht sich mit einem spanischen Staat konfrontiert, der sich verhält wie ein Mann, den seine Frau verlassen will und die er mit Schlägen daran zu hindern sucht. Und die Mehrheit der spanischen Bevölkerung befürwortet dieses Vorgehen.

Gegengift

Da schrieb also einer auf Facebook, dass er zwar wisse, dass das jetzt keinen Zusammenhang habe, er aber, sollte die SPÖ mit der FPÖ eine Koalition eingehen, augenblicklich aus der SP Schweiz austrete. Es sei denn, die SP Schweiz stemme sich lauthals gegen ein solches Vorhaben. Auf den ersten Blick schien mir das wirklich völlig zusammenhanglos und furchtbar unlogisch.