Schlagwort Kommentar

Lieber Wind als warme Luft

Der Bundesrat hatte am Abstimmungssonntag beim Klima- und Innovationsgesetz die Mehrheit hinter sich. Die SVP und der halbe Freisinn scheinen allerdings nicht daran zu denken, den Entscheid des Souveräns zu akzeptieren. Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn man sich die Berichterstattung von NZZ und ‹Tagi› zu Gemüte führt.

Gewinner:innen

Viele Leute nehmen an, ich sei in der SP, da ich ja im P.S. Kolumnen schreibe, oder in der AL, da man mich oft an Punkkonzerten antrifft, oder dann aber doch bei den Grünen. Dass ich das alles nicht bin, hängt wohl auch damit zusammen, dass ich mich nicht für die eine oder andere Partei entscheiden könnte, gewiss aber ist es eine Folge meiner Frustration über die Realpolitik.

Dilemma

«Es gibt keine Lösung, bei der man nicht schuldig wird», das sagte Gerhard Feige, der katholische Bischof von Magdeburg zur Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine. Er bringt damit das ethische Dilemma auf den Punkt. Und dieses Dilemma gilt auch für die Schweiz.

Lob dem Verbot

Einer muss es ja mal tun. Warum nicht ich. Nachdem inmitten der angehenden Kämpfe dieses Wahljahrs der Neoliberalismus wieder sein schon unangenehm verwestes Haupt erhebt und ächzt, «Eigenverantwortung und Anreize, mehr Freiheit statt Verbote», was viele inhaltsleere Wörtli sind, die auch in einer Reihe keinen Sinn ergeben, muss man mal was klarstellen: Mehr Verbote wären gut für uns alle und würden unsere Gesellschaft entscheidend voranbringen.

Fortschrittsallianz?

Das Ergebnis der Zürcher Wahlen ist recht klar: Die Bisherigen wurden nicht nur im Regierungsrat bestätigt. Es gibt in meinen Augen eine Gewinnerin, die Mitte und zwei Parteien mit Verlusten, die leicht über das Zufällige hinausgehen.

Unbarmherzig

Im Speisewagen im Intercity von Zürich nach Bern kam ich mit einem Mann ins Gespräch. Wir sassen am gleichen Tisch, es war später Nachmittag und es war vor vielen Jahren. Der Mann war unterwegs an eine Preisverleihung, wie sich herausstellte, hatte er bei einem Schreibwettbewerb gewonnen. Das Buch schickte er mir später einmal zu, es hiess «Der unbarmherzige Samariter» und handelte von einem Ehemann, der aus purer Hilfsbereitschaft eine weitere Frau in sein Haus aufnahm, mit der er dann ebenfalls eine Beziehung anfing. Und beide Frauen brachten es fertig, das Verhältnis des Mannes mit der jeweils anderen nicht zu bemerken. Des Weiteren habe ich keine Ahnung mehr, wie die Geschichte ausging. 

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Das Fräulein und die Farce

Ich bin alt genug, mich daran erinnern zu können, wie das «Fräulein» abgeschafft wurde. Auf amtlichen Formularen wurde es bereits Anfang der 1970er-Jahre abgeschafft, also knapp vor meiner Geburt. Im Sprachgebrauch lebte es aber noch eine Weile weiter, insbesondere in der Beiz, wo man die Serviertochter (die heute auch nicht mehr so heisst) gerne so rief.

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Empirie oder Ideologie?

Auch die Stadt Zürich soll einen Mindestlohn erhalten. Das hat jedenfalls die Mehrheit des Gemeinderates vor (P.S. berichtete). Der Gegenvorschlag zur Initiative «Ein Lohn zum Leben» sieht wie die Initiative einen Mindestlohn von 23.90 Franken vor. Er schlägt aber eine Reihe von Ausnahmen vor.

Verfraut unter Blinden

«Die Männer sind vermannt», sagt Frau G. «und die Frauen verfraut.» Ich überlege, was das bedeuten könnte. Frau G. ist nämlich seit Geburt blind. Was hat sie für eine Vorstellung von Frauen und Männern?

Wahl- und Sachumfragen

Als Parteipräsident liebte ich Meinungsumfragen zu den Wahlen. Wir gaben in den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts dafür auch relativ viel Geld aus, da erstens die Medien noch kaum welche machten und weil exklusive Ergebnisse einen höheren Stellenwert besassen. Sie bestätigten in der Regel, was die eigene Erfahrung ahnte, deren Konsequenzen man aber mitunter nur gegen Widerstände bei den Eigenen umsetzen konnte.