- Kultur
Dilemma
Giacobbo/Müller lösten bereits durch ihre bare Anwesenheit tosenden Applaus aus, Musikgrössen von Sinatra bis Dylan beklagten die sich ewig wiederholende Begeisterung für dasselbe Lied und der legendäre Entertainer Andy Kaufman wusste sich nicht anders zu helfen, als die hohen Erwartungen mit einer Schlafperformance zu kontern. «Comeback», wie Eugénie Rebetez ihr aktuelles Solo nennt, steht als Konzept exakt auf des Dilemmas Schneide, sowohl eine langjährig aufgebaute Publikumsgunst nicht zu vergrällen als auch die intrinsische Weiterentwicklung der eigenen Kunst nicht künstlich zu unterdrücken. Von daher ist anzunehmen, dass es sich hier um eine Übergangsarbeit handelt. Zumal die jahrelang offensiv zu Markte getragene innere Unsicherheit ihrer Kunstfiguren ihren für prekär gehaltenen Wagemut aus der Publikumsperspektive schnippisch keck kommentiert und so einen ironisch überlegenen Stolz sowohl zementiert als auch dekonstruiert, indem sie alles abwedelnd hintertreibt. Ihr als Metaebene behauptetes dilettantisches Digitalpianospiel war ein Bluff, eine reine Schutzbehauptung mit dem Effekt, für brüllend intelligent gehalten zu werden, wo sie doch einfach ein paar Klänge im Programm haben wollte. Ging früher die Verunsicherung über die eindeutige Lesbarkeit ihrer Performances zuvor von einer ostentativen Eigenläppischkeit aus, ist ihre neuere Kunstfigur dezidiert selbstsicher kokett und führt das Publikum in einem übertragenen Sinne als bequem, eindimensional und simpel vor. Ganz augenscheinlich zu ihrem eigenen Amüsement. Eine regelrechte Publikumsbeschimpfung ist «Comeback» noch nicht, aber im Zeitalter des Empowerment ist eine selbstsichere Ichbehauptung auch nicht ausserordentlich weit davon entfernt. Dazu ein paar zirzensische und absurde Einfälle und Posenverrenkungen, die die Schaulust bedienen, und der Anschein einer einhelligen Begeisterung kann sich vordergründig wie gewohnt breitmachen.
«Comeback», bis 13.4., Tanzhaus, Zürich.