von Markus Kunz

Standortbestimmung

Auch ich habe nach den Kantonswahlen eine Standortbestimmung durchgeführt. Das war gar nicht so einfach, weil ich grad das Gefühl habe, dass mir der Standort allerorten wegrutscht. Stand zu fassen ist schwierig, egal, ob man die GLP und die FDP wirtschaftspolitisch auseinander halten kann. Nehmen wir zum Beispiel die Energiepolitik: Nachdem endlich alle eingesehen haben, dass wir nicht mehr Milliarden für fossilen Dreck ins Ausland schaufeln, sondern uns einheimisch und erneuerbar versorgen sollten, was gut für die Umwelt, die Versorgungssicherheit, die Wirtschaft und fürs nationale Gemüt wäre, wird das von Ölbert Rösti und Konsorten flugs in eine Aktion «Au fein, hauen wir ein paar Naturschutzgebiete in die Pfanne!» umfunktioniert. Und schon ist man in der Defensive («so haben wir das nicht gemeint») und findet sich im falschen Lager wieder, zusammen mit denen, die Windrädli schon immer daneben fanden.

Lob dem Verbot

Einer muss es ja mal tun. Warum nicht ich. Nachdem inmitten der angehenden Kämpfe dieses Wahljahrs der Neoliberalismus wieder sein schon unangenehm verwestes Haupt erhebt und ächzt, «Eigenverantwortung und Anreize, mehr Freiheit statt Verbote», was viele inhaltsleere Wörtli sind, die auch in einer Reihe keinen Sinn ergeben, muss man mal was klarstellen: Mehr Verbote wären gut für uns alle und würden unsere Gesellschaft entscheidend voranbringen.

Schlange stehen

Auch über die Festtage standen sie in der Schlange, um Essen abzuholen. Tausend Menschen jede Woche sollen es an der Langstrasse sein, rund tausend sind es an den Abgabestellen vom Tischlein-Deck-Dich, und wohl nochmals so viele an anderen Hilfsstellen der Zivilgesellschaft: Anstehen in Schneeregen und Kälte für Essen, in der reichsten Stadt des reichsten Landes der Welt.

Peace!

Besinnliche Geschichte in besinnlicher Zeit. Und darum muss ich Ihnen nun endlich mal erzählen, wie ich einem Mann der Kirche beinahe eine reingehauen hätte. Und das kam so: Als Fraktionspräsident, der ich damals war, bekommt man so manche Einladung.

Nieder mit Verzicht!

Man liest in diesen Tagen derart viel übers Verzichten, dass es einen kalt über den mit drei Pullovern bedeckten Rücken läuft. Zum Ausgleich hier mal eine gute Nachricht: 98 Prozent davon sind Quatsch. Es folgt die Wahrheit.    Im Ernst: Ich halte nicht viel von «Verzicht», aber nicht, wie die meisten Menschen, wegen der Sache,…

Angewandte Wissenschaft

Neulich, im Taxi. Es war weit nach öV-Schluss, der Heimweg war lang und kalt, und mich gabelte ein Türke im Tesla auf. Offenbar muss ich etwas skeptisch auf das riesige Display auf der Mittelkonsole geguckt haben – Flatscreens im Panoramaformat lenken ja ü-ber-haupt nicht ab – und prompt witterte er Fachkompetenz im Autobereich: «Was meinst…

Nett

Eigentlich hat Franz Hohler die Sache schon vor fast 30 Jahren abschliessend auf den Punkt gebracht: Das entsprechende Lied heisst «Es si alli so nätt», und der Name ist Programm: Form und Inhalt stimmen bei den Menschen nie überein. Oder in einfacher Sprache: Sogar das letzte A***och ist noch nett.

He, Sie! Ritter!

Ja, schon wieder ich. Der Städter. Der mit dem Wolf tanzt. Der meint, die Milch wachse im Schlauchbeutel in der Migros. Gratuliere zum Abstimmungssieg!

Cool down

Tja, es juckt einen halt schon in den Fingern. Im Mindesten muss von «Horrorvision» oder von «Bibbern» die Rede sein, wenn man vom nächsten Winter spricht. Drunter tun wir’s nicht, dabei ist die Sache ganz einfach: Stellt einfach die Energieverschwendung ab und wir kommen ganz gut über die Runden. Aber das miech ja keine Schlagzeile. Moment: Irgendwie beschleicht mich ein ungutes Gefühl, dass ich dasselbe schon mal hier geschrieben habe …

Nideltörtli

Wir sitzen vor der Pastelaria Milorde – jep, der Mann heisst so – gucken den Tauben beim Balzen zu und trinken den Zmorgekafi (meinerseits «pingato» – getropft, das heisst, mit ein paar Tropfen Milch, man spricht hier sehr poetisch). Zum Americano gibt es ein Pastel de Nata, was man bei uns wohl rustikal als Nideltörtli bezeichnen würde, was etwas unterkomplex ist, denn hier handelt es sich ohne jeglichen Zweifel um das weltbeste Süssgebäck überhaupt, und Milorde ist sein Gott.