Return on Investment

Viel Aufregung vor und während der Abstimmung über den 13., und immer noch viel nachher. Die Verlierer:innen üben sich mit Fleiss darin, Steine in den Weg der finanziellen Umsetzung zu legen. Fragt sich, woher die Trotzhaltung kommt. Falls es stimmt, wie der ‹K-Tipp› schrieb, dass die Reserven der Unfallversicherungen 72,5 Milliarden Franken betragen und dass auch die Arbeitslosenversicherung Überschüsse erzielt, dann können diese Lohnprozente gesenkt und im Gegenzug jene für die AHV-Rente erhöht werden: Nullsummenspiel. 

Noch nicht einmal die viel zitierte Jugend, die uns Alten nun den Altersreichtum finanzieren müsse, wird also wirklich geschädigt. Unter dem Strich, falls der Bundesrat seinen Job richtig macht, steigen die Lohnprozente für Sozialabgaben auch ab 2026 kaum an. Zudem: Die Rentenerhöhung ist ein Einkommen, das muss versteuert werden, und das spült dem Staat einen Teil seiner Mehrkosten wieder zurück. Und, ganz wichtig: Die 13. Rente wird, ausser natürlich bei Herrn Blocher, kaum im Sparstrumpf landen. Gerade die Menschen, die sie bitter nötig haben, also vorab die fast 30 Prozent aller Rentner:innen, die nie und nimmer von zwölf Renten leben können, werden sie schlicht: ausgeben. Das nützt der Wirtschaft. Man nennt das Kaufkraft oder so.

Was mich aber immer noch umtreibt: Das mit dem Generationenvertrag. Ich finde, das ist ein heikles Pflänzchen. Viel zu zart, als dass man mit ständiger Miesmacherei daran herumzupfen darf. Die Generationenbuchhaltung bringt es ja deutlich und keineswegs überraschend an den Tag: Junge (bis ca. 25) und Alte (ab 65) «kosten». Die Arbeitstätigen dazwischen «leisten». Der Unterschied bei denen, die «kosten»: In Junge investieren wir, weil wir von ihnen einen Return on Investment erwarten. (Ja, ich mach das extra, diesen Ökonomie-Slang. So spricht man über Menschen, gewöhnen Sie sich dran.) Die Alten dagegen: Schwarze Löcher! – Warum das nun aber die Schuld der Rentner:innen sein soll, ist mir schleierhaft. 

Warum holen wir uns nicht auch von ihnen einen Return? Zum Beispiel in Form von Erfahrung, die quasi als Humankapital in den Jahrzehnten vor der Verrentung angehäuft wurde und nach der Pensionierung – zack! – auf null abgeschrieben wird. Heisst: Diese Investition wird schlicht vernichtet. Muss man sich ja erst mal leisten können. Bis auf ein paar Business-Angels, ein paar Klassenassistenzen und jede Menge Freiwilligenarbeit gibt es keine Ideen, wie wir von der älteren Generation profitieren könnten, (ausser natürlich einem höheren Rentenalter, haha).

Aber Moment! Stimmt das überhaupt, dass die Alten nichts zurückzahlen? Wie ist das mit den Dutzenden Milliarden Franken, die sie an unbezahlter Arbeit verrichten: Pflege, Enkelbetreuung, Übernahme der Elternfunktion, Nachbarschaftshilfe, usw.? Während der Pandemie wurde dieser Einsatz als systemrelevant bezeichnet, heute ist er wieder «normal», also nichts wert. 

Dafür darf man dann ungestraft behaupten, eine 13. Rente sei Luxus. – Ich denke, der Generationenvertrag wird durch einen Renten-Teuerungsausgleich allein nicht auf die Probe gestellt. Ökonomisches Denken ist dabei ohnehin fehl am Platz. Respekt, Solidarität und Zusammenhalt (Sozialkapital!) sind wichtiger, denn das sind keine Einbahnstrassen, davon profitieren alle. Und wenn sich jemand tatsächlich, und nicht nur vorgeschoben, Sorgen um die Altersvorsorge machen sollte: Bitteschön, die Abstimmung über die 2. Säule kommt demnächst. Mal sehen, wer dann wie argumentiert.

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