Wo bleiben die Genossenschaftswohnungen?

Das Wädenswiler Zentrum soll mit Wohnungen und Gewerbeflächen verdichtet und urbaner werden und zudem ein neues Coop-Center bekommen. Nun hat das Parlament für zwei Grossprojekte die Gestaltungspläne verabschiedet – und die Ratslinke sich dabei genervt, dass die Stadt mit der Vergabe von Bauland an eine Genossenschaft nicht vorwärts macht.

 

Arthur Schäppi

 

Mächtige Baugespanne künden etwas oberhalb des Bahnhofs Wädenswil im Zentrum an der Zugerstrasse von einem Grossprojekt, das die üblichen Dimensionen im Ortskern sprengt. Wo heute noch ein Bank- und Wohngebäude der ZKB und ein Coop-Laden stehen, wollen ZKB und Coop auf einem 6600 Quadratmeter grossen Grundstück eine winkelförmige Grossüberbauung hochziehen: mit einem grossen Coop-Center von 1650 Quadratmetern Fläche, mit neuen Banklokalitäten für die ZKB sowie Büros und Gewerberäumen, einem Café, 36 Wohnungen und einer Tiefgarage. Entlang der Zugerstrasse, der Hauptschlagader im Zentrum, wird der neue Gebäudekomplex auf einer Länge von 110 Metern somit zum unübersehbaren Wahrzeichen einer fortschreitenden Urbanisierung und Verdichtung der Seegemeinde. Das Baugesuch wurde nach langjähriger Planung im November eingereicht – die Baubewilligung steht noch aus. 

 

Das künftige Stadtbild und Stadtleben von Wädenswil ebenfalls massgeblich mitprägen dürften zwei weitere, weniger weit fortgeschrittene Grossprojekte auf dem Gessnerareal neben dem Einkaufszentrum «di alt Fabrik» sowie auf und um das Fabrikgelände der ehemaligen Mewa AG. Für beide zentrumsnahen Standorte hat das Stadtparlament Anfang Woche die privaten Gestaltungspläne gutgeheissen. Damit können die Planungen auf und um das Fabrikareal der 2001 stillgelegten Blattmann Metallwarenfabrik AG (Mewa), die einst auch den legendären Landi-Stuhl produziert hatte, weiter vorangetrieben werden. Auf dem gut 17 000 Quadratmeter grossen Gebiet soll ein neues Quartier mit 150 Wohnungen und 20 000 Qua­dratmeter Gewerbefläche sowie einem kleinen Park entstehen, eine historische Indus­triehalle zum Foyer mit Gemeinschaftsraum umgenutzt und ein Bach offengelegt werden. 

 

Verärgert über Stadtrat

Teil des Gestaltungsplans sind auch zwei Altliegenschaften, welche die Stadt vor Jahren mit der Zustimmung der StimmbürgerInnen erworben hatte. Und zwar in der Absicht, sie im Baurecht an eine Genossenschaft oder einen andern gemeinnützigen Bauträger für die Erstellung von günstigem Wohnraum abzugeben. Doch daraus ist bislang nichts geworden, wie Bauvorsteherin Astrid Furrer (FDP) vor dem Rat einräumen musste und damit rechtfertigte, dass es eben ungleich schwieriger sei, einen Baurechtnehmer statt Käufer zu finden. Die Ratslinke reagierte darauf mit Kopfschütteln und sichtlichem Unmut. Mit einem attraktiven Baurechtzins liessen sich sehr wohl Interessenten finden, zeigten sich deren Sprecher überzeugt. Ulrich Reiter (GP) forderte den Stadtrat zudem auf, die Suche über Wädenswil hinaus auszuweiten. Und Daniel Willi (SP) kündigte namens der SP/EVP-Fraktion an, dass man einen allfälligen Verkauf des städtischen Grundstücks ganz im Sinne einer gemeinsam mit der GP eingereichten Initiative mit allen Mitteln bekämpfen würde. Wuchtig angenommen wurde auch der Gestaltungsplan für das Gessnerareal. Dort sollen in fünf Neubauten 86 Mietwohnungen und in kleinem Umfang auch Gewerberäume entstehen, ohne dass dabei das historische Fabrikgebäude mit dem Einkaufszentrum und das Bürohaus angetastet werden.

 

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