Wertvoller Winterstrom vom Windrad

Der neue Verein Pro Wind Zürich setzt sich für den Ausbau der Windenergie im Kanton Zürich ein.

Die Mitglieder von Pro Wind Zürich wollen im Dialog mit der Bevölkerung «faktenbasiert darüber informieren, wie Windenergie in verschiedenen Regionen des Kantons sinnvoll genutzt werden kann», heisst es in der Medienmitteilung von Pro Wind Zürich vom vergangenen Montag. Der neue Verein wurde zwar bereits am 16. August gegründet, um im September parat zu sein: Bis dann wollte die Baudirektion des Kantons Zürich gemäss ursprünglichem Zeitplan die Eignung der Potenzialgebiete für Windenergie überprüfen und die effektiven Eignungsgebiete für den Richtplan definieren (P.S. berichtete).

Dieser Zeitplan hat sich unterdessen nach hinten verschoben: «Wir haben uns deshalb mehr Zeit genommen, um Grundlagen und Material für unsere Webseite und unsere Aufklärungsarbeit zu sammeln. Jetzt haben wir die wichtigsten Aussagen und Fakten zusammengetragen und verifiziert und sind bereit, an die Öffentlichkeit zu treten», erklärt der Gründungspräsident des Vereins Pro Wind Zürich, Philipp Huber, auf Anfrage. Es sei dem Verein auch bewusst, dass der Schritt an die Öffentlichkeit aus einer anderen Optik bereits zu spät sei, fügt er an: Die Windkraftgegner:innen sind schon seit Längerem aktiv und haben beispielsweise bereits Initiativen lanciert und/oder an Gemeindeversammlungen mobilisiert, um Mindestabstände zwischen Häusern und Windrädern beliebt zu machen (siehe P.S. vom 13. Oktober). Philipp Huber sieht den neuen Verein nichtsdestotrotz als Chance, mit den Menschen zu reden, die in den Regionen mit Windenergiepotenzial leben: «Wir möchten ein Gegengewicht bilden, indem wir falsche Behauptungen durch verifizierte Argumente widerlegen. So tragen wir dazu bei, dass sich die Menschen vor Ort eine Meinung bilden können.»

Als Beispiel erwähnt er Bilder aus einer einzigen Deponie in den USA, die zeigen, wie Rotorblätter von zurückgebauten Windturbinen in Deponien verbuddelt werden: «Richtig ist, dass die Rotorblätter derzeit noch für die Zementherstellung verbrannt werden. Dadurch kann immerhin Erdöl eingespart werden.» Verfahren für das Recycling von Rotoren seien jedoch bereits verfügbar oder stünden kurz vor der Einführung. Auch würden für Windräder keine riesigen Mengen an Beton verbaut: «900 bis 1600 Tonnen Beton für ein Fundament klingen nach viel, entsprechen jedoch gerade etwa dem Betonbedarf eines Mehrfamilienhauses oder von fünf Einfamilienhäusern für Fundament und Keller.» Natürlich könne man finden, dies sei zu viel, nur: «Das Windrad auf diesem Fundament kann rund 6000 Menschen mit erneuerbarem Hauhaltstrom versorgen.» Der Wert von Winterstrom, den Schweizer Windenergieanlagen zuverlässig liefern könnten, sei vielen nicht bewusst: «Unser Verein möchte aufzeigen, was gut ist an der Windkraft bzw. wo Windräder einen Beitrag zur Versorgung mit einheimischer erneuerbarer Energie leisten können. Wir haben es selber in der Hand, unsere Energieversorgung und unseren Wohlstand zu sichern, und dies auf eine sehr umweltverträgliche Art!» 

Verifizierte Planungsgrundlagen

Auf der Webseite von Pro Wind Zürich wird unter anderem auf das Bundesamt für Energie, aber auch auf die Webseite des Kantons Zürich zur Windenergie oder auf die Homepage von Suisse Eole, der schweizerischen Vereinigung zur Förderung der Windenergie, verwiesen. Die Vermutung liegt nahe, dass Windkraftgegner:innen dies so interpretieren könnten, dass sich der neue Verein zum «Handlanger» von Bund, Baudirektion etc. mache. Das könne man so nicht stehen lassen, sagt Philipp Huber, doch «diese Planungsgrundlagen sind recht seriös. Wir versuchen sie allesamt zu verifizieren und daraus abzuleiten, wie wir die Windkraft zu unserem Vorteil nutzen können.»

Vor allem aber gebe es mit dem Windpark Ve­renafohren ein Beispiel, das zeige, «dass es funktioniert». Dieser Windpark steht in Deutschland, direkt an der Grenze zum Kanton Schaffhausen, und die Verhältnisse dort sind gut vergleichbar mit jenen in den Potenzialgebieten im Kanton Zürich. «Verenafohren mit drei Windenergieanlagen wurde 2016/17 gebaut und liefert seit 2018 zuverlässig Strom für rund 20 000 Menschen», erklärt Philipp Huber. Es sei ja auch nicht so, dass «überall dort, wo dereinst effektiv Windräder geplant werden, diese dann innert zwei Jahren gebaut und in Betrieb genommen sind», fügt er an – um sogleich klarzustellen: «Wir sähen es gern, wenn die Erneuerbaren im Kanton Zürich zügig ausgebaut würden. Aber es braucht für jedes Projekt zuerst solide Windmessungen und weitere Vorabklärungen. Und sollte sich ein Standort dann als nicht geeignet herausstellen, würde das Projekt nicht weiterverfolgt.» Das Risiko, dass zu wenig Windstrom geerntet werden kann, schätzt er aufgrund aktueller Windkarten und des real existierenden Windparks Verenafohren jedoch als «gering» ein.

Der Verein Pro Wind Zürich pflegt auch Kontakte zum Förderverein Windenergie in Weisslingen und Russikon. «Dessen Präsident Philip Holoch und ich hatten praktisch zur gleichen Zeit die gleichen Einschätzungen und Lösungsideen zur Windkraft», erinnert sich Philipp Huber, und heute ergänzten sich die beiden Vereine ideal: «Wir konzentrieren uns darauf, die Menschen in den Regionen und darüber hinaus über die Windenergie zu informieren, während der Verein in Weisslingen und Russikon bereits an einem konkreten Projekt für die lokale Bevölkerung arbeitet.» Dem neuen Verein können übrigens nicht nur Eigenheimbesitzer:innen aus den Potenzialgebieten beitreten, sondern alle Interessierten, also z.B. auch Mieter:innen aus der Stadt.

Weitere Infos: www.pro-wind-zh.ch, www.fvw-weisslingen-russikon.ch

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.