Eine locker-flockige und böse Allegorie auf den naiven Umgang mit persönlichen Daten.

Während Kristoffer Brogli (Drehbuch und Regie) seine Zweifel an der menschlichen Schwarmintelligenz bildhaft vorführt, ist seine Hauptfigur Paul Matthews (Nicolas Cage) Hochschulprofessor mit dem Steckenpferd der Ameisenintelligenz. Ein Thema, das ihm aber kurz vor Beendigung seiner weltverändernden Schrift eine frühe Studienkollegin mit einer Publikation in ‹Nature› vor der Nase wegschnappt. Sein nur mit Mühe überhaupt runtergeschluckter Ärger wird indes bald von einer sehr viel weitreichenderen Veränderung, einer regelrechten Bedrohung für sein emotionales Gleichgewicht abgelöst: Er erscheint als stiller Beobachter in Träumen anderer Menschen. Während sich deren Anzahl explosionsartig vergrössert, wandelt sich seine Figur in eine handelnde. Dabei ist alles zwischen dem Splatterschlächter und dem Liebesgott. Paul Matthews wird in «Dream Scenario» zum analogen Mega-Influencer mit den vielschichtigen, bald nicht mehr kontrollierbaren Folgen in allen erdenklichen Ausprägungen. Der gekränkte Wissenschaftler sieht darin zuallererst eine Gelegenheit, seine Arbeit zu publizieren und fühlt sich natürlich vom Rummel um seine Person zuallererst bestärkt, was das Gefälle zu seiner komplettnaiven Unbedarftheit nur noch steiler werden lässt. Werbeagenturen wollen ihn als Markenbotschafter für Konsumprodukte auf ihren Schild heben, seine unerklärliche Erscheinung in fremden Träumen bringt das Silicon Valley auf die Idee eines Transponders, der ein Auftauchen in Träumen einer individuellen Zielperson ermöglicht. Die Kombination von beidem lässt nicht lange auf sich warten. Aber auch die gegenüberliegende Gefahr, unvermittelt mit Waffengewalt auf der Strasse angegriffen zu werden, und sogar höchstens indirekte Folgen, wie die vorsorglich sippenhafte Kündigung der Arbeitsstelle seiner Frau, werden zur trefflichen Erzählung einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz beisst. froh.

«Dream Scenario» spielt in den Kinos Abaton, Arena, Capitol, RiffRaff.