Rettungsnetz gegen Natursterben

Siedlungs- und Erholungsdruck und ökologische Verarmung: Auch im Bezirk Horgen ist die Natur in Bedrängnis. Jetzt sollen mit einem regionalen Naturnetz, wie man es am Pfannenstiel schon lange kennt, auch in der Zimmerbergregion die Lebensräume für Pflanzen und Tiere vernetzt, die Biodiversität gefördert und die Klimaerwärmung gemildert werden. 

In Meilen, Zollikon, Oetwil am See und Egg wurden seit Anfang 2021 und werden noch bis Ende 2023 zahlreiche Tümpel und Weiher ausgehoben sowie bestehende Gewässer vernetzt. Damit die selten gewordene Ringelnatter, die auf Feuchtgebiete angewiesen ist, in der Pfannenstielregion wieder vermehrt heimisch werden kann. Und in Stäfa und Hombrechtikon wurden etliche Trockenmauern für die vom Aussterben bedrohten Schlingnattern angelegt. Das Schlangen-Förderprogramm für eine halbe Million Franken, mit hälftiger Kostenbeteiligung durch den Gemeinnützigen Fonds des Kantons, ist nur eines von Hunderten von Projekten, Aktionen und Veranstaltungen, die das Naturnetz Pfannenstil in seiner mittlerweile 25-jährigen Geschichte initiiert oder koordiniert hat. 

Start am linken Ufer

Jetzt findet das von der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstil (ZPP) 1998 einst als schweizweites Pionierprojekt gegründete Naturnetz Nachahmung am linken Zürichseeufer. Dort hat die Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ), die im Bezirk Horgen für die Regionalplanung zuständig ist, an ihrer Delegiertenversammlung von gestern Donnerstag in Thalwil das Naturnetz Zimmerberg aus der Taufe gehoben. Die neue Organisation soll im Rahmen des regionalen Richtplans «Projekte in den Bereichen Biodiversitätsförderung, Klimaanpassung, Siedlungsökologie und ökologische Infrastruktur regional koordinieren und umsetzen». Dazu hat die ZPZ auch einen wiederkehrenden Sockelbetrag von 40 000 Franken für die Führung einer Geschäftsstelle bewilligt. Diese wird Wädenswil angegliedert und von Markus Hohl geleitet. Er ist auf der dortigen Stadtverwaltung bereits auf kommunaler Ebene für die Biodiversitätsförderung und den Naturschutz zuständig. Installiert wurde auch eine neunköpfige Fachkommission, die für die Umsetzung der strategischen Ausrichtung verantwortlich ist. Darin vertreten sind neben der ZPZ etwa auch die Regionalplanung Zürich und Umgebung, Land- und Forstwirtschaft sowie die Naturschutzvereine, der Wildnispark und eine Verwaltungsfachperson. 

Biodiversität und Vernetzung

Oberstes Ziel des Naturnetzes sei es nun, die Biodiversität im Bezirk zu fördern und zu koordinieren und die Lebensräume für Pflanzen und Tiere gemeindeübergreifend zu vernetzen und so auch die Folgen des Klimawandels für den Menschen zu mildern, sagt Manuela Di Giulio. Sie ist Zoologin und Mitinhaberin eines Umweltbüros. Die Umweltfachfrau aus Wädenswil koordinierte die Vorarbeiten bis zur Gründung. Zweifelsohne würden sich heute schon Gemeinden und lokale Akteure für Umweltanliegen engagieren, betont Di Giulio. Diese lokalen Anstrengungen und die bestehenden Schutzgebiete und naturnahen Flächen würden aber nicht genügen, um die fortschreitende Verarmung der Artenvielfalt zu stoppen. Mit der Bündelung der Kräfte und gemeindeübergreifenden Projekten könne eine ungleich grössere und nachhaltigere Wirkung erzielt werden. 

Bei der ZPZ denkt man dabei beispielsweise auch an die Ausbildung der kommunalen Unterhaltsdienste zugunsten der Biodiversitätsförderung oder an eine für nächstes Jahr geplante bezirksweite Aktion zur Förderung der Igel im Siedlungsgebiet. Die Gemeinden und andere Partner könnten nicht zuletzt von Synergien profitieren und Kosten sparen, betont Di Giulio. Auch deshalb, weil man als regionaler Verbund eher an Gelder von Bund und Kanton oder von Stiftungen und Firmen komme. Die Netz-Projekte sollen denn auch weitgehend durch Drittmittel finanziert werden. 

Naturschützer wurden aktiv

Der Anstoss zur Gründung des linksufrigen Naturnetzes kam vor drei Jahren von den örtlichen Natur- und Vogelschutzvereinen. Im Rahmen eines mehrjährigen Förderprogramms «Wiesel und Co. Zimmerberg» hatten diese zuvor mit weiteren Akteuren aus Land- und Forstwirtschaft sowie von Jagd und Fischerei und Wildnispark Zürich schon mal die partnerschaftliche Zusammenarbeit erfolgreich erprobt. Zustimmung fanden die Naturnetzpläne in der Folge auch bei den Zimmerberg-Gemeinden oder etwa bei der regionalen Standortförderung. Und nach Abschluss der Initiierungsphase leistete die ZPZ  2021 eine Starthilfe von 25 000 Franken damit eine breit abgestützte Arbeitsgruppe mit professioneller Unterstützung das Projekt bis zur gestrigen Abstimmung an der ZPZ-Delegiertenversammlung vorantreiben und konkretisieren konnte.

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