Parabel

Wie Profis ihrer Einzelfächer im Team einen Text über sich hinausheben können.

Kim de l’Horizons Parabel «Dann mach doch Limonade, Bitch», die während der Teilnahme am Dramenprozessor entstanden war, ist dermassen assozierverschroben und fabulierverliebt, dass sie ab Blatt nur schwer verdaulich wirkt. Was jetzt Olivier Keller (Regie) und Patric Bachmann (Dramaturgie) mit ihrem offensichtlich zu Höchstleistungen angestachelten Schauspielensemble daraus schöpfen, wirkt im Gegenteil als überaus spassig-federleichte Eleganz beim Tänzeln entlang der Klippe zum Abgrund der thematisierten Grenzwertigkeit. Eine Birke (Christoph Rath), eine Zwergsepia (Diego Valsecchi) und ein Martin (Newa Gawrit) kämpfen in einer Survivalshow in den Magensäften eines alles – inklusive sich selbst – verzehrenden «Schlurz»-Monsters um ihr Überleben. Das Fremde in Form des Neophyten-Knöterichs (Silke Geertz) kann noch nicht mal mit einer fulminanten Bluesperformance deren Herzen erweichen und wird abgeschoben und anschliessend als Autor:innenperson Kim de l’Horizon wiedergeboren, der-die-das mit dem Hemd Diego als Neffe ergo nächstfolgender Generation zurück ins Spiel also den ganzen wilden Strudel gerät, der sich hier entwickelt. Die Symbolik der Parabel wird sich zum Schluss ganz dem Genre gemäss als lehrstückhaft simpel nachvollziehbar und natürlich dem humanistischen Ideal vollauf entsprechend herausstellen. Also die Möglichkeit einer menschlichen Wandlungsfähigkeit zu einer alles reihum berücksichtigenden achtsameren Existenzform in optimistischer Vorfreude willkommen heisst und umarmt und darüber in Kauf nimmt, als schräger Vogel oder im Idealfall gar nicht kategorisierend ‹gelesen› zu werden. Der Weg dahin ist mit Rückschlägen gepflastert, denen aber mit dem ausgeprägt selbstbewussten Widerstand von Drag und der damit entfachten allgemeinen Applausstürme locker jeder Wind aus den Segeln zu bekommen ist. Alles andere wäre ja widernatürlich.

«Dann mach doch Limonade, Bitch», 25.3., Theater Winkelwiese, Zürich.

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