Kopf-an-Kopf-Rennen am Zürichsee

Vor vier Jahren hatte die GP noch knapp das Nachsehen. Diesmal aber könnten die Grünen im Bezirk Horgen in einem Kopf-an-Kopf-Rennen der GLP ihren damals der BDP abgerungenen zweiten Sitz abjagen. An der Goldküste wackelt vor allem der Mitte-Sitz. Und während sich andere Parteien (zweck)optimistisch geben, ist etwa die SP primär auf Besitzstandswahrung aus.

 

Arthur Schäppi

 

4 SVP, je 3 FDP und SP, 2 GLP und je 1 GP, Mitte und EVP: So setzt sich die 15-köpfige Kantonsratsdelegation aus dem Bezirk Horgen zusammen. Und daran dürfte sich auch nach dem Wahlsonntag vom 12. Februar nur wenig ändern. Auch weil alle Bisherigen nochmals antreten. Spannung aber verspricht zumindest die sich abzeichnende Neuauflage eines Duells zwischen GLP und GP, die vor vier Jahren beide kräftig zulegten und nun je einen zusätzlichen Sitz anvisieren. Mit einem WählerInnenanteil von 11,74 Prozent oder einem Vorsprung von nur gerade 1,66 Prozent hatte die GLP der GP damals das einzige Mandat der einstigen BDP vor der Nase weggeschnappt. Und so einen zweiten Sitz geholt. Damit das Pendel zwischen den beiden ungleichen, bei den letzten Kommunalwahlen erneut erfolgreichen Ökoparteien diesmal zugunsten der GP ausschlägt, müssten die Grünen entgegen kantonalen Umfragetrends etwas zulegen oder die GLP verlieren.

 

Hinter der bisherigen GP-Kantonsrätin Edith Häusler (Kilchberg) schicken die Grünen Elena Michel (Rüschlikon), Co-Präsidentin der Operation Libero Zürich, ins Rennen. Und die GLP neben den bisherigen Christa Stünzi (Horgen) und Gemeinderat Gabriel Mäder (Adliswil) auf einem vorderen Listenplatz auch den Wädenswiler Stadtrat Pierre Rappazzo. Er war 2015 nach einem Jahr als Kantonsrat abgewählt worden. Könnten GLP, GP oder etwa auch die FDP deutlich zulegen, müsste wohl auch die SP bangen. Sie erreichte 16,57 Prozent und will ihre drei Sitze mit dem Wädenswiler Stadtrat Jonas Erni, der Adliswiler Stadträtin Carmen Marty Fässler und dem Thalwiler Gemeinderat Davide Loss verteidigen und portiert auf dem vierten Platz den Adliswiler Gemeinderat Esen Yilmaz. Zittern muss sodann das SVP-Quartett mit Urs Waser (Langnau), Marcel Suter (Thalwil), Christina Zurfluh (Wädenswil) und der Wädenswiler Gemeinderätin Sandy Bossert. Vor vier Jahren war die SVP als stärkste Kraft bereits um -5,43 auf 24,07 Prozent eingebrochen, aber mit einem blauen Auge ohne Sitzverlust davongekommen. Das könnte sich ändern, wenn die Partei nach dem jüngsten Debakel bei den Kommunalwahlen im Bezirk am 12. Februar weiter Federn lassen sollte. Profitieren dürfte dann am ehesten die FDP. Sie kam auf 21,21 Prozent und tritt wieder mit der Wädenswiler Stadträtin Astrid Furrer, dem Rüesch­liker Gemeindepräsidenten Fabian Müller sowie dem Adliswiler Stadtrat Mario Senn an, der im November für Hans-Peter Brunner (Horgen) nachgerückt war. Ihre Einervertretungen halten dürfte die Mitte mit dem Adliswiler Stadtpräsidenten Farid Zeroual und die EVP mit Tobias Mani (Wädenswil). Chancenlos bleiben EDU, Aufrecht/Freie Liste und auch die AL mit dem in Wädenswil aufgewachsenen und auf dem letzten Platz aufgeführten Stadtzürcher AL-Gemeinderat Walter Angst.

 

Verschiebungen an der Goldküste?

An der Goldküste, wo zwölf Mandate zu vergeben sind, wackelt wohl der Stuhl der Mitte von Marzena Kopp, Gemeinderätin in Meilen. Sie rückte im Frühling für Apothekerpräsident Lorenz Schmid (Männedorf) nach. 2019 kam dessen damalige CVP zwar nicht einmal auf die Hälfte der Stimmen der GP – aber gleichwohl ebenfalls wieder zu einem Sitz. Die SP, die am rechten Ufer über eine relativ robuste WählerInnenbasis verfügt, hat zwar gute Chancen, ihre Doppelvertretung mit Hanspeter Göldi, Gemeinderat in Meilen sowie mit Rafael Mörgeli (Stäfa), der im Sommer für Esther Meier (Zollikon) nachgerückt war, zu behaupten. Sie könnte aber als drittstärkste Kraft abgelöst werden. Von der GLP, die 2019 als Wahlsiegerin zu einem zweiten Sitz und auf 13,34 Prozent kam und damit nur einen knappen Prozentpunkt hinter der SP lag. Die GLP brillierte auch bei den Kommunalwahlen und greift jetzt nach einem dritten Mandat. Wählerpotenzial absahnen könnte die GLP vor allem beim Freisinn, der 2019 wie die stärkste politische Kraft, die SVP, einen von vier Sitzen einbüsste und nach ebenfalls empfindlichen Verlusten bei den Kommunalwahlen bloss noch mit einer bisherigen Kantonsrätin, Corinne Hoss-Blatter (Zollikon) und ohne ihr Zugpferd, FDP-Fraktionschefin Beatrix Frey-Eigenmann (Meilen), antritt. Ungefährdet scheint der Sitz von GP-Fraktionschef Thomas Forrer (Erlenbach) und chancenlos bleiben EDU, AL, Aufrecht/Freie Liste und wohl auch die EVP.

 

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