Haha

Im Grunde genommen ist es ja lustig. Nein, im Ernst, wenn man das von der richtigen Seite aus anschaut, dann muss man durchaus auch lachen. 

Also zum Beispiel sagten sie doch letztlich im Radio, dass es im Kanton Zürich jetzt überdurchschnittlich viel coronabedingte Konkurse von Firmen gebe, weshalb man nun zusätzlich 10 neue Konkursbeamte ausbilde. Fand ich lustig, ehrlich. Auch beim RAV merken sie, hörte ich im gleichen Radio, wenn auch an einem anderen Tag, dass es anzieht, sie gehen davon aus, dass es zünftig komme in den nächsten Monaten. Deshalb bauen auch sie aus. Mehr Personal, mehr Büroräume. Bemerkenswert ironisch, dachte ich, was für ein feiner Humor. Haha. 

Dann sagte ich einmal, ein wenig verzweifelt, ich gebe es zu, man müsse für die Gastro, die Hotellerie, die Kunst und Kultur und andere Branchen, denen man faktisch ein Arbeitsverbot auferlegte, ohne sie zu entschädigen, vielleicht doch einen Lockdown mit finanzieller Unterstützung verfügen. Das sei schon deshalb eine unüberlegte Idee von mir, antwortete einer, weil die psychische Gesundheit der Menschen in der sozialen Isolation leide und häusliche Gewalt dann zunehme. Das müsse man um jeden Preis vermeiden, so einen Lockdown. 

Auch das ist wirklich noch lustig, finde ich, einfach weil mir so der Gedanke durch den Kopf schoss, dass die psychische Gesundheit dieser Menschen ja dann sicher nicht leidet, wenn sie, sagen wir so Anfang 2021, alle arbeitslos sind. Und ganz bestimmt gibt es dann auch nicht mehr häusliche Gewalt, wenn dieselben Menschen daheim hocken, Bewerbungen schreiben und aufgrund der wirtschaftlichen Misere nur Absagen bekommen. Nein, das wird dann anders sein. Vielleicht sogar lustig. Haha. 

Überhaupt geht es mir wie den alten Menschen, die haben, so las ich, ein föderales «Durenand». Sie informieren sich über verordnete Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und wissen nicht, gilt das jetzt in meinem Kanton oder doch eher in dem nebenan? Das passiert sicher auch den schweizinternen VielreiserInnen, da wäre wohl eine App noch hilfreich, die einem sagt, ob man sich gerade auf generell maskentragepflichtigem Gebiet befinde oder nicht und ob man schon um 22 Uhr oder doch erst eine Stunde später aus der Beiz geworfen wird. Lustig nicht? Auch über das Contact Tracing liest man übrigens Goldiges. Offenbar wurde man dort von der zweiten Welle, über die man den ganzen Sommer über geredet hat, im Herbst dann total überrascht. Gut, das ging irgendwie allen so. Und das ist wohl der Punkt, den ich Wutbürgerin nicht unerwähnt lassen darf: Wir haben mit so einer Krise noch keine Erfahrung. Kein Rezept. Wir machen das alle zum ersten Mal. Aber halt nicht besonders gut, habe ich im Moment das Gefühl. 

Einige reden von der dritten und vierten Welle, gleichzeitig sind Entschädigungszahlungen aus der ersten noch zur Entscheidung irgendwo hängen geblieben, und wer wofür aufkommt, jetzt und in den kommenden Monaten, das ist unklar, sicher ist nur, dass viele finanziell noch bis Ende Jahr durchhalten, wenn sie Schwein haben und Freunde ihnen noch was leihen. Und während die Fallzahlen runtergehen, wird gestorben wie noch nie. Gleichzeitig diskutieren wir, ob man Weihnachten virustechnisch nun wird feiern können oder nicht. Für alle, die jemanden verloren haben wegen Corona, ist das sicher eine, wie soll ich sagen, lustige Diskussion. Oder? Lachen kann man auch aus Verzweiflung. Haha.  

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.