- Im Kino
Gemengelage
Der König dankt ab, sobald sein Volk in demokratischen Wahlen eine Regierung bestellt hat. Doch wie einer weit verstreut lebenden Landbevölkerung diesen Wandel, also dessen Notwendigkeit wie auch die Funktionsweise von Wahlen mit Parteien begreiflich machen? Während einer Wahlaufklärerin mit Gehilfe von Dorf zu Dorf durch Buthan reist und die Grundlagen der Proporzwahl mittels einer Trockenübung einstudieren will, schickt ein geistlicher Führer seinen Studenten über die Dörfer, wo er bis zum nächsten Vollmond zwei Waffen für ein spirituelles Ritual auftreiben soll. Der Wahlaufklärerin begegnet Unverständnis über eine Änderung von jahrhundertelanger Tradition und sogenannt findige Geschäftsmänner wittern rasch die Chance, ihre Stellung und ihr Vermögen mittels fantastischen Versprechen oder besser, praktischen Geschenken zu befördern. Der Mönch begegnet seinerseits der Frage, wozu ein Gewehr grundsätzlich von Nutzen sein könnte und einem Westler mit einheimischem Guide im Schlepptau, der exakt das ihm von einem Alten überantwortete Ding zu einem Irrsinnspreis erstehen will, was seine bescheidene Vorstellungskraft erneut strapaziert. «The Monk and the Gun» von Pawo Choyning Doji («Lunana») ist ein parabelhaftes Märchen über viele ineinander greifende Begehren innerhalb einer ohnehin bereits unübersichtlichen Gemengelage. Für den Gläubigen ist die Antwort auf jede Frage am einfachsten zu finden. Für den Emporkömmling indes kollidiert bereits das Ehrempfinden mit der Aussicht auf Verbesserung, wozu erschwerend die innerfamiliäre und dorfgemeinschaftliche Einmischung hinzukommt. Der Waffennarr ist allein von der Vorstellung heillos überfordert, dass jemand den Frieden im Jenseits über den pekuniären Reichtum im Jetzt stellen kann und damit völlige Zufriedenheit erreicht. Allzumenschliches trifft auf Nurkünstliches und fächert so die menschlichen Wesenszüge in ihre Einzelteilen auf.
«The Monk and the Gun» spielt in den Kinos
Le Paris, Piccadilly.