Bührle, Wellenbad, Stadtpolizei

Der Zürcher Gemeinderat will aus dem Dolder-Bad wieder ein Wellenbad machen und nimmt einen Bericht zum Diversity-Management im Sicherheitsdepartement zur Kenntnis.

 

Zum Auftakt zur Sitzung des Zürcher Gemeiderats vom Mittwochabend präsentierten Grüne und AL eine gemeinsame Fraktionserklärung zum Thema «Bührle im Kunsthaus». Sie forderten den Stadtrat auf, «unverzüglich» das Gespräch mit der Stiftung Bührle, der Kunstgesellschaft und dem Kunsthaus über eine «umfassende Revision des Leihvertrags» aufzunehmen. Die SP-Fraktion reichte ein Postulat ein, mit dem sie den Stadtrat bittet, zu prüfen, «wie die Annexausstellung im Kunsthaus-Erweiterungsbau zur Geschichte der Bührle-Sammlung von ihren Beschönigungen befreit und zu einer mit attraktiven Ausstellungsmitteln gestalteten, selbstbewussten und den neuesten wissenschaftlich-historischen Erkenntnissen gerecht werdenden Ausstellung gestaltet werden kann».

 

Für eine neue Welle

Die Vorlage für einen Projektierungskredit für die Instandsetzung des Dolder-Bads sowie für die Beiträge 2022–2025 an die Dolder Eis und Bad AG stellte Yasmine Bourgeois (FDP) vor: Das Dolder-Bad ist Eigentum der Dolder Hotel AG, während sich die benachbarte Kunsteisbahn Dolder in städtischem Eigentum befindet. Die Kunsteisbahn und das Bad bildeten jedoch örtlich und betrieblich eine Einheit, sagte sie, und das Dolder-Bad sei obendrein das einzige Freibad für die Quartiere Fluntern, Hirslanden, Hottingen, Oberstrass und Witikon. Dessen Bedeutung für die Gäste des Hotels Dolder habe jedoch mit der Zeit «deutlich» abgenommen. Zu Beginn der 1990er-Jahre erwog man gar, das Bad zu schliessen, woraufhin der Gemeinderat beschloss, die Dolder Hotel AG als Betreiberin des Bads mit einem jährlichen Betriebsbeitrag zu unterstützen. Dies geschah letztmals 2017; für die Jahre 2018 bis 2021 bewilligte der Gemeinderat jährlich 125 000 Franken.

In der damaligen Vorlage wies der Stadtrat darauf hin, dass die Infrastruktur des Bads in baulicher und technischer Sicht veraltet und in schlechtem Zustand sei. Zudem habe die Dolder Hotel AG signalisiert, dass sie angesichts des defizitären Betriebs nicht in der Lage sei, grössere Investitionen in das Bad zu tätigen und folglich dessen längerfristigen Betrieb nicht sicherstellen könne. Die Dolder Hotel AG sei aber nicht bereit, das Grundstück, auf dem das Bad liegt, zu verkaufen. Der Statdrat wiederum wolle das Bad angesichts guter BesucherInnenzahlen erhalten. Die Dolder Hotel AG habe nun zugestimmt, das Bad sowie die Minigolfanlage für 30 Jahre im Baurecht an die Stadt abzugeben, wofür letztere jährlich 47 020 Franken zahlen muss, führte Yasmine Bourgeois weiter aus.

Der Gemeinderat hatte somit über die Erhöhung des bereits im Januar bewilligten Projektierungskredits von 90 000 Franken für die Instandsetzung des Dolder-Bads auf 2,005 Millionen Franken sowie über den jährlichen Betriebsbeitrag an die Dolder Eis und Bad AG für die Jahre 2022 bis 2026 von neu jährlich 550 000 Franken zu befinden. Dass die Stadt ausgerechnet der Dolder Hotel AG für die Sanierung des Bads unter die Arme greifen muss, weil diese sich grössere Investitionen angeblich nicht leisten kann, schien erstaunlicherweise niemanden zu stören – nicht einmal die FDP, die ansonsten stets für «Eigenverantwortung» statt «staatlicher Eingriffe» plädiert…

 

Mit einem Begleitpostulat verlangten Yasmine Bourgeois, Sofia Karakostas (SP) und neun Mitunterzeichnende ausserdem die Wiederinbetriebnahme des Wellenbads im Dolder-Bad – die alte Wellenmaschine hatte vor 15 Jahren den Geist aufgegeben. Yasmine Bourgeois schwärmte davon, die Welle sei früher der «Glanzpunkt» für jedes Kind gewesen, das dieses Bad besucht habe. Jetzt, wo sowieso saniert werden müsse, sei der beste Zeitpunkt, auch gleich wieder für Wellen zu sorgen. Das Nein der Grünen begründete Balz Bürgisser mit hohen Kosten von gegen einer Million Franken und damit, das Dolder-Bad sei angesichts seiner Lage an einem schönen Ort im Wald mit «frischer Höhenluft» auch ohne Wellen «für alle attraktiv». Mit der zu schlechten Anbindung des beliebten Bads an den öV begründete Balz Bürgisser (Grüne) sodann seinen Antrag für ein Mobilitätskonzept. Mit einem weiteren Begleitpostulat verlangten Balz Bürgisser und Ivo Bieri (SP) die langfristige Sicherung eines Freibads im Kreis 7 und die Sicherung eines Vorkaufsrechts bei der Dolder Hotel AG für die betreffende Liegenschaft. Nach angeregter Debatte nahm der Rat gegen die Stimmen von AL, Grünen und GLP die Restaurierung bzw. Neubeschaffung der Wellenmaschine an, und gegen die Stimmen von SVP, FDP, EVP und GLP kam das Mobilitätskonzept durch. Die bereinigte Vorlage hiess der Rat mit 115:1 Stimmen gut, und die beiden Begleitpostulate wurden ebenfalls überwiesen.

 

Ergänzungen gefordert

Viel zu reden gab sodann noch ein Bericht zur Umsetzung der personalpolitischen Ziele des Sicherheitsdepartements bezüglich des Diversity-Managements und zum Gleichstellungsplan der Stadtpolizei. Der Bericht war aufgrund eines Postulats der AL entstanden. Trotz der Bemühungen, mehr Frauen einzustellen, vor allem auch auf Kaderpositionen, sei der Erfolg «bescheiden», sagte Olivia Romanelli (AL). 

Ihre Fraktion nahm den Bericht zwar zur Kenntnis, wehrte sich aber gegen die Abschreibung des Postulats. Sie verlangte stattdessen, dass der Stadtrat den Bericht innerhalb eines Jahres um die «bisher nicht erfüllten Forderungen des Vorstosses» ergänzen müsse: «Insbesondere soll der Bericht aufzeigen, wie der Anteil sozialer Minderheiten (z. B. trans Menschen, homo- und bisexuelle Personen und Mitglieder einer minoritären Glaubensgemeinschaft) innerhalb des Sicherheitsdepartements gesteigert werden kann. Ebenso sind im Bericht die quantitativen Ziele für die verschiedenen Diversity-Schwerpunktthemen zu definieren.» Mit den Stimmen von AL, SP und einem Teil der Grünen kam die Nicht-Abschreibung durch, und den Bericht nahm der Rat mit 101:15 Stimmen (der SVP) zur Kenntnis.

 

 

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