Wer darf auf den Markt?

Die Märkte in der Winterthurer Altstadt jeweils dienstags und freitags sind beliebt. Nun will die Verwaltungspolizei bei neuen Bewilligungen stärker dafür sorgen, dass nur mehrheitlich regionale Produkte angeboten werden und erntet damit Kritik. Vor kurzem hatte schon der Entzug der Bewilligungen für Foodtrucks für Aufregung gesorgt. Aber nicht nur offensichtlich internationale Produkte kommen nicht von den Höfen der Bauern aus der Region.

Das Flanieren auf dem Markt in Winterthur ist beliebt wie auf den meisten Märkten. Da bieten die Zürcher Oberländer Biobauern ihre Produkte an, dort lockt frisches Gemüse, das aus dem Weinland stammen soll. Daneben duften Oliven und Käse aus Italien.

Stopp. Damit soll nun Schluss sein, wie der ‹Landbote› kürzlich schrieb. Die Verwaltungspolizei will einem Stand für mediterrane Produkte keine neue Bewilligung  mehr erteilen, weil die langjährige Betreiberin des Standes in Rente geht. Sie beruft sich dabei auf die Winterthurer Marktordnung aus dem Jahr 1990, die verlangt, dass «nach Möglichkeit weitgehend lokale oder regionale Produkte» angeboten werden müssen.

Bei neuen Bewilligungen soll diesem Aspekt in Zukunft stärker Rechnung getragen werden. Und da beim erwähnten Olivenstand die Betreiberschaft wechselt, habe man entsprechend der Verordnung eine Bewilligung verweigert. Nicht zuletzt zum Schutz der Läden in der Altstadt mit demselben Angebot, heisst es aus dem Departement von Katrin Cometta (GLP).  Und: Man werde die Verordnung weiterhin mit Augenmass umsetzen.

Das scheint ja grundsätzlich o.k., ist die Verwaltungspolizei doch da, um auf dem emotional hochgeladenen Markt das geltende Recht durchzusetzen. Andererseits zeigt ein Augenschein, dass offensichtlich auch bei den sogenannten lokalen Gemüseständen sehr viel Augenmass mit im Spiel ist.

Da gibt es doch diesen Stand, der eine breite Palette von Pilzen anbietet. Aus Estland, Litauen etc. Oder die Zitrusfrüche und Bananen bei einem anderen Stand stammen höchstens insofern aus der Region, als der Standbetreiber sie am Morgen zum Beispiel im Zürcher Engros-Markt geholt hat. Genau wie ein Grossteil seiner Kollegen, welche ihre eigenen Produkte, respektive regional angebautes Gemüse ebenfalls mit zugekauften Produkten ergänzen… Trotz Marktverordnung ist ein wesentlicher Teil der Produkte auf dem Winterthurer Markt genausowenig aus der Region wie die Oliven aus Italien oder die entsprechenden Produkte in den Supermärkten. Tatsache ist, dass der Markt bei einer effektiven Umsetzung der Verordnung tatsächlich weniger vielfältig wäre.

Hin und her bei Foodständen 

Auch die Foodtrucks, welche die Winterthurer Steinberggasse an denjenigen Tagen beleben, an denen kein Markt ist, sorgten kürzlich für eine kleine Empörungswelle. Auch ihnen wurde durch die Verwaltungspolizei beschieden, dass ihre Bewilligung im Frühjahr nicht verlängert werde. Hier schritt Polizeivorständin Cometta selbst ein und entschied, dass die Stände vorerst bleiben dürfen. Sie sei nicht über das Vorgehen der Verwaltungspolizei informiert gewesen, hiess es aus dem Polizeidepartement.

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