Von der Entwicklungs­perspektive zur Realität

Ohne Gegenstimme hat das Zürcher Kantonsparlament am Montag rund 300 Millionen Franken für eine Erweiterung des Technikums in Winterthur bewilligt. Damit wird das vom Stadtrat angestrebte Wissensquartier südlich bis südöstlich der Altstadt ein Stück konkreter. Das Beispiel zeigt, wie aus einer räumlichen Entwicklungsperspektive Schritt um Schritt Realität wird.

Das Wissensquartier soll gemäss der «Räumlichen Entwicklungsperspektive Winterthur 2040» südlich der gesamten Altstadt praktisch vom Winterthurer Hauptbahnhof bis hin zur Tösstalstrasse reichen. Mit der ersten Etappe des neuen ‹Campus T› der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) wird nun ein weiteres Puzzleteil des gesamten Konzeptes realisiert. Es ist eines von sechs Schwerpunktgebieten der «Räumlichen Entwicklungsperspektive 2040» (Winterthur 2040), die vom Stadtrat vor drei Jahren verabschiedet wurde. Logischerweise wurde bereits damals Entwicklungsbedürfnisse der ZHAW aufgenommen. Zusammen mit dem Kanton Zürich wurden das Gebiet südlich und östlich der Altstadt als Entwicklungsgebiet mit einem Gebietsmanagement festgelegt.

Nicht nur Verdichtung

Klar festgehalten wird, dass mit der baulichen Verdichtung auch eine Entwicklung der Freiräume erfolgen soll und ein Mehrwert für die gesamte Bevölkerung geschaffen wird. Insbesondere sieht «Winterthur 2040» eine Offenlegung der teilweise eingedolten und kanalisierten Eulach vor sowie eine bessere Zugänglichkeit. Einhergehend mit der Verdichtung sollte auch eine bessere Durchwegung des alten Technikum-Areals für die Bevölkerung. Verdichtet wird auf dem Areal des Technikums, aber auch auf dem dem bisher als Veranstaltungsplatz genutzten Teuchelweiherplatzes sowie an der Tösstalstrasse – dort durch einen Neubau für die Berufsfachschule. Dieser bildet den Abschluss des Wissensquartiers. Und dieser Eckpfeiler war denn auch der bis jetzt letzte konkrete Schritt der Umsetzung. Im vergangenen Dezember genehmigte der Kantonsrat 79 Millionen Franken für das Neubauprojekt. In unmittelbarer Nähe liegt mit dem Schleife-Areal ein weiteres Entwicklungsgebiet, für das gegenwärtig ein Gestaltungsplan ausgearbeitet wird. Im Zusammenhang mit diesem Neubau wurde auch von einer Neugestaltung der Tösstalstrasse im entsprechenden Abschnitt gesprochen. Eher überraschend ist, dass genau dieser Abschnitt in einem kürzlich vorgestellten Projekt zur Beruhigung der Tösstalstrasse fehlt.

Von der Vision zur Realität

Waren es Ende des letzten Jahrzehntes bei der Erarbeitung von «Winterthur 2040» vor allem Visionen, wurde in den letzten Jahren durch Stadt und Kanton in hohem Tempo die Umsetzung vorangetrieben. Vor einem Jahr wurde der Gestaltungsplan für den neuen ‹Campus T› festgesetzt, nun erfolgte wie erwähnt die Baufreigabe durch den Kantonsrat. Die Planer haben dabei, verglichen mit der Vision, weitgehend die gemachten Versprechen eingelöst. Während für die ZHAW vor allem die zusätzlichen Bauten von Interesse sind, werden die neuen Freiräume mit dem vergessenen Stadtfluss zu einem spannenden Freiraum für die Bevölkerung. Dabei überzeugen im Projekt der Winterthurer Landschaftsarchitekten Krebs und Herde nicht nur die neue Flusslandschaft, sondern auch die Durchwegung und die neuen Verbindungen. Das Beispiel zeigt, dass auch Visionen rasch Realität werden können.

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