Unservice

Ungern möchte ich von mir selber denken, dass ich Verkaufspersonal als Blitzableiter missbrauche. Ich kaufe ja gerne ein – warum nur geraten wir ständig aneinander?

Im Dezember brauchte ich einen Staubsauger. Das solide Warenhaus in der Innenstadt lockte eines  Sonntags mit Bonusversprechungen, denen ich widerwillig, aber sparfuchsig auf den Leim kroch. Rasch fand ich ein Schweizer Qualitätsprodukt zu einem günstigen Preis, aber keine passenden Säcke (das Hantieren mit unbetüteten Staubhaufen ekelt mich). Ein dienstfertiger junger Verkäufer eilte herbei und griff motiviert nach dem Staubsaugerkatalog. «Hm. Dieser Staubsaugertyp figuriert hier nicht.» Also unverzagt den Beutelkatalog gezückt. «Oha. Kein geeigneter Beutel aufgelistet.» Im Ausstellungsmodell steckte zwar einer drin, aber der war unbeschriftet. Vergeblich durchforsteten wir das vorhandene Sortiment. Dann bat mich der Verkäufer, mit meinem Handy eine Typennummer auf staubsaugerbeutel.ch zu googlen – er habe leider kein Internet. Wieder nichts. Nun riet er mir, die Frage beim Kundendienst zu deponieren. Dieser löse das Problem, während ich noch anderweitig einkaufen könne. Beflissen lotste er mich an der Warteschlange vorbei in die Pole-Position. Doch hier war Ende der Fahnenstange: Seine Chefin beschied mir, dass nur der technische Dienst diese Frage klären könne, und der arbeite sonntags nicht. Ich solle anderntags wiederkommen. Da lüpfte es mir den Hut: «Sie wollen mir einen Staubsauger ohne passende Säcke verkaufen? Vielleicht auch einen Mixer ohne Quirl? Eine Kaffemaschine ohne Wassertank? Und dafür stürze ich mich an einem Sonntag ins Getümmel? Ohne mich! Ich geh zur Konkurrenz.» Tatsächlich fand ich noch auf dem Heimweg online das Gewünschte, inklusive Beutel und Rabatt. Und da heisst es immer, im Ladengeschäft werde man besser beraten …

Sonst kaufe ich ja gerne Gebrauchtes. Für die Abholung braucht man da manchmal ein Auto. Darum bin ich Mitglied bei einer Genossenschaft für Autoteilet. Kürzlich war ich in Zeitnot, und gleich um die Ecke ein passender Wagen frei. Drum flink gebucht, flugs hingeradelt und – die Tür nicht aufgekriegt. Laut Bordcomputer lag keine Reservation vor. Menno! Nach mehreren erfolglosen Anläufen rief ich beim Service an. In der Warteschlaufe lief mir die Zeit davon, und jaulende Kreisch-Musik tötete meinen Hörnerv ab. Endlich meldete sich jemand – und fragte mich wiederholt, ob ich den Türöffner richtig betätigt habe. Ich fragte zurück, ob er mich für doof halte. Nach längerem Tippen und Klicken erscholl der Vorwurf, ich hätte ein geschaltetes Modell gebucht, obwohl mein Fahrausweis auf Automaten beschränkt sei. «Das ist doch die Höhe!», entfuhr es mir, «Ihre Software weiss zwar insgeheim, dass sie mir kein geschaltetes Auto öffnet, weil ich mich offensichtlich irre. Sie warnt mich aber mit keinem Wort, sondern bestätigt mir die Automiete und lässt mich am Parkplatz auflaufen, ohne mich aufzuklären.» Ich versuchte ärgerlich und vergeblich, den Diensthabenden von der Fiesheit solchen Gebarens zu überzeugen. Eine Online-Dienstleistung müsse doch besonders gründlich Irrtümer ausschliessen – man könne ja nicht auf die Ware zeigen, die man haben wolle. Das Telefonat endete unschön (unter anderem fiel das Uber-Wort), und ich musste ein Taxi nehmen.

Was gelernt dabei? Weniger anschaffen. Öfters spazieren gehen. Ommm ….

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