Personalhochhäuser Triemli: Doch Zwischennutzung?

Der Abriss der Personalhochhäuser Triemli war eigentlich beschlossene Sache und auf 2023 geplant. Doch dann mehrten sich Stimmen aus Politik und von Expert:innen, die eine Umnutzung verlangen. Jetzt kann sich der Stadtrat eine Zwischennutzung vorstellen.

Die Personalhochhäuser vom Triemli – auch schon als «Zürichs hässlichste Hochhäuser» (20 Minuten) bezeichnet, sollten nach dem Willen des Stadtrats abgerissen werden. 2003 war im Rahmen einer Gesamtplanung entschieden worden, dass die Hochhäuser weichen sollen, wenn dereinst das Bettenhaus Triemli steht. Diese Planung sorgte allerdings für Widerstand. Regula Fischer und Walter Angst (beide AL) wollten in einer schriftlichen Anfrage im Februar 2022 vom Stadtrat wissen, ob es aus ökologischen Gründen nicht sinnvoller sei, statt eines Aufbruchs eine Umnutzung vorzusehen. Der Stadtrat antwortete, dass er an der baulichen Entwicklungsstrategie 2020-2050 aus dem Jahr 2017 festhalten wolle, die einen Abbruch der Häuser 2023 vorgesehen hat. Die Häuser seien als Personalhäuser nicht mehr gebraucht, in einem schlechten Zustand, eine Sanierung sei zu aufwändig. Eine weitere Nutzung der Personalhäuser würde auch nach Ansicht des Stadtrats die Entwicklung des Triemli-Spitals behindern. 

Seit letztem Jahr werden in den Hochhäusern Geflüchtete untergebracht. Dazu benötigt es auch gewisse Umbauten, das Bauprojekt wurde am 21. Juni im «Tagblatt» publiziert. Vorgesehen ist die Nutzung als temporäres Wohnheim bis 2027. Noch im letzten Jahr reichten Marco Denoth (SP) und Walter Angst ein Postulat ein, in dem sie den Stadtrat auffordern, auf einen Abriss auf Vorrat zu verzichten  In diesem fordern sie, dass der Stadtrat auch mittelfristig eine Zwischenlösung suchen und auf einen Abriss auf Vorrat verzichten soll. In der Debatte wies Marco Denoth darauf hin, dass der Stadtrat in der Antwort auf die schriftliche Anfrage von Regula Fischer und Walter Angst geschrieben habe, dass die Arealstudie nicht mehr aktuell sei und überarbeitet werde. Das bedeute, dass nicht so schnell etwas auf dem Areal passiere. Ein Abriss sei aus ökologischen Gründen nicht sinnvoll, meint Denoth, der sich als Architekt mit nachhaltigem Bauen beschäfigt:  «Meiner persönlichen Meinung nach darf man so viel gebaute Masse, also so viel gebundenen Beton, niemals zerstören. Es ist eine Unmenge an grauer Energie, die unwiderruflich vernichtet wird.» Die Häuser seien zudem erst 50 Jahre alt, sie hätten das Ende ihrer Lebensdauer noch nicht erreicht. 

Neben der Zwischennutzung gibt es auch noch andere Ideen für die Personalhochhäuser. So haben Dominik Waser (Grüne) und Serap Kahriman (GLP) ein Postulat eingereicht, das fordert, dass die Hochhäuser im Baurecht an eine klimagerechte Genossenschaft abgegeben wird.

Zwischennutzung nun doch möglich?

Die ZAS (Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau), eine Gruppe von Architekt:innen, die sich schon vorher für eine Umnutzung der Personalhochhäuser eingesetzt hat, lancierte einen spekulativen Ideenwettbewerb zur Umnutzung der Personalhochhäuser (P.S. berichtete). Denoth und Angst haben zudem in einer weiteren schriftlichen Anfrage im März diesen Jahres nachgedoppelt mit Bezug auf den Ideenwettbewerb von ZAS. Darin zeigt sich der Stadtrat immer noch nicht bereit, den Abbruch der Personalhäuser aufzugeben. Aber er zeigt sich bereit, in einer Auslegeordnung unter anderem auch klimapolitische Aspekte zu berücksichtigen. Am Mittwoch gab der Stadtrat die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Zwischennutzung der Personalhochhäuser bekannt. Die Studie kommt zum Schluss, dass eine mittelfristige Zwischennutzung möglich ist. In der Machbarkeitsstudie werden für eine Nutzungsdauer von 15 Jahren ab 2026 verschiedene Szenarien untersucht. Die Studie zeige gemäss Stadtrat auf, dass eine Zwischennutzung zwar möglich, aber aufgrund der erforderlichen Brandschutz- und Substanzerhaltungsmassnahmen und der notwendigen Massnahmen für die Umnutzung zu Wohnen beziehungsweise Büro mit beträchtlichen Aufwänden verbunden ist. Entsprechend sei mit hohen Investitionskosten zu rechnen. Insgesamt schätzt die Studie das Szenario «Zwischennutzung» für die Stadt als unwirtschaftlich ein, da den hohen Investitionskosten eine relativ kurze Nutzungs- und Abschreibungsdauer von 15 Jahren gegenübersteht. Die erforderlichen Massnahmen würden zudem Treibhausgasemissionen verursachen, die sich für eine kurze Nutzungsdauer ebenfalls nicht amortisieren. 

Der Stadtrat ist aber einer Zwischennutzung gegenüber nicht mehr total abgeneigt. Er will jetzt aufgrund der Ergebnisse klären, wie eine mittelfristige Zwischennutzung finanziell, betrieblich und technisch umsetzbar ist. Marco Denoth erklärt auf Anfrage, dass er gewisse Fragezeichen zu den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie hat, die er noch in der Kommission vertiefen will. «Dabei geht es vor allem um die Frage der Nutzungsdauer.» Denoth ist nach wie vor überzeugt, dass die Hochhäuser nicht abgerissen werden müssen.  «Aber immerhin ist der Stadtrat bereit, sich zu bewegen und kann sich jetzt eine Zwischennutzung vorstellen», anerkennt Denoth.

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