von Min Li Marti

CS-Übernahme: Fragen über Fragen

«Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht.» So kommentierte Christoph Eisenring in der NZZ die Übernahme der CS durch die UBS. Der Deal scheint vorteilhaft für die UBS: Sie bezahlt für die Credit Suisse lediglich drei Milliarden Franken. Die Schweizerische Nationalbank SNB gewährt weitere 100 Milliarden an Liquiditätshilfe. Und der Bund sichert das Risiko eines Totalverlusts ab: Wenn alle Stricke reissen, muss die UBS die ersten fünf Milliarden tragen, der Bund übernimmt die nächsten neun Milliarden. Zusätzlich gibt der Bund via SNB weitere 100 Milliarden an zusätzlicher Liquiditätshilfe, falls die bisher gesprochenen Hilfen der SNB nicht ausreichen würden. Der Bund würde also im Extremfall mit 109 Milliarden Franken belastet. 

Überzogene Erwartungen

Vor Kurzem wurde die erste Velovorzugsroute an der Baslerstrasse eröffnet. Auch wenn die Route einige Verbesserungen mit sich bringt, wurde sie gleich zu Beginn kritisiert. Die grünen Streifen seien verwirrend und die Strasse noch nicht vollständig vom Durchgangsverkehr befreit. Nun bin ich noch nie auf der neuen Velovorzugsroute gefahren, kenne aber die Strecke durchaus und habe sie nie als schlimme Velostrecke empfunden, da gibt es weitaus üblere Flecken. Nun ist es natürlich legitim, dass Aktivist:innen statt kleinen Verbesserungen grosse Veränderungen wollen. Und es ist auch nicht ihre Aufgabe, Sachzwänge zu erkennen oder Realpolitik zu betreiben.

Die Medizin ist die Message

Seit einigen Wochen liegt das Buch «The Capital Order: How Economists invented Austerity and paved the Way to Fascism» der Ökonomin Clara Mattei auf meinem Nachttisch. Hinter dem etwas reisserischen Titel ist eine eher trockene wirtschaftshistorische Abhandlung über Italien und Grossbritannien nach dem Ersten Weltkrieg.

Veränderung und Vertrauen

An einer Veranstaltung dieser Woche – das Thema war künstliche Intelligenz – sprach der Referent auch die Situation der Medien an und illustrierte sie mit einem persönlichen Beispiel. Er sei Vater zweier Teenager, deren Medienkonsum sich hauptsächlich auf TikTok, Youtube und andere Plattformen beschränke. Sie hätten noch eine Zeitung abonniert. Auf Papier, damit die Söhne auch noch sehen würden, dass es das noch gibt.

Dilemma

«Es gibt keine Lösung, bei der man nicht schuldig wird», das sagte Gerhard Feige, der katholische Bischof von Magdeburg zur Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine. Er bringt damit das ethische Dilemma auf den Punkt. Und dieses Dilemma gilt auch für die Schweiz.

Viel Stabilität und eine Sensation

In den Kantonen Zürich und Baselland wurde am vergangenen Sonntag gewählt. Insbesondere die Zürcher Wahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für die nationalen Wahlen im Herbst.

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Das Fräulein und die Farce

Ich bin alt genug, mich daran erinnern zu können, wie das «Fräulein» abgeschafft wurde. Auf amtlichen Formularen wurde es bereits Anfang der 1970er-Jahre abgeschafft, also knapp vor meiner Geburt. Im Sprachgebrauch lebte es aber noch eine Weile weiter, insbesondere in der Beiz, wo man die Serviertochter (die heute auch nicht mehr so heisst) gerne so rief.

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Empirie oder Ideologie?

Auch die Stadt Zürich soll einen Mindestlohn erhalten. Das hat jedenfalls die Mehrheit des Gemeinderates vor (P.S. berichtete). Der Gegenvorschlag zur Initiative «Ein Lohn zum Leben» sieht wie die Initiative einen Mindestlohn von 23.90 Franken vor. Er schlägt aber eine Reihe von Ausnahmen vor.

«Der Zürcher Löwe brüllt»

Die Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) kann gut mit Niederlagen umgehen. Auf die Innovationskraft des Kantons Zürich lässt sie nichts kommen.

Erzwungener Pensionskassenvorbezug

Verschiedene Gemeinden versuchen SozialhilfeempfängerInnen zur Auflösung ihrer Pensionskasse zu drängen. Die einen wollen damit Sozialhilfekosten sparen und andere verlangen gar Sozialhilfekosten zurück. Dagegen wehrt sich die Unabhängige Fachstelle für Sozialhilferecht (UFS). Und hatte damit jüngst Erfolg vor Gericht.