He! Sie! Ritter!

Halt! Nicht im Güllenloch verstecken! Heute will ich gar nicht mit Ihnen schimpfen, sondern ich muss Sie in allen Tönen loben! Sie sind unser bester Mann! Unsere Erfolgsgarantie! Ich habe noch nie gesehen, wie sich jemand derart formvollendet ins Knie schiesst wie Sie. Die Bauernsame kann frohlocken, dass sie Sie an ihrer Spitze hat!

 

Zunächst mal Gratulation zur glänzenden Taktik bei der Agrarpolitik 22+! Einen neuen Bericht verlangen, obschon nichts drinstehen wird, was nicht schon bekannt ist! Chapeau! Seit verschiedene landwirtschaftliche Betriebe auch Strausse halten, scheint deren Verhalten gewaltig abzufärben in der Teppichetage des Bauernverbands! Damit vertrödeln Sie erfolgreich alle Änderungen, die in der ausser-ritterlichen Welt halt so stattfinden: Klimakatastrophe, Artensterben, Wasserknappheit, Bodenverschmutzung, Pestizidbelastung, und so weiter. Ja, und so weiter wie bisher – das ist Ihr Programm! Nach uns die Sintflut: Ihre Devise. Toll! Zwar so originell wie ein Furzkissen, aber mehr erwarten wir gar nicht.

 

Am 13. Juni kommen zwei Volksinitiativen zur Abstimmung, die Pestizid- und die Trinkwasserinitiative, und viele Bauern und (vielleicht etwas weniger?) die Bäuerinnen sind ihnen bereits ins geistige Reduit nachgerannt. Da kommt Ihre raffinierte Taktik grad recht! Seitdem Sie mitgeholfen haben, die Diskussion im Parlament über ökologische Reformen bei der AP 22+ abzuklemmen, sind die Chancen dieser Initiativen gewaltig gestiegen. Und selbst wenn nicht: Es stehen weitere Initiativen an, zur Biodiversität, zur Massentierhaltung etc. Mal schauen, wie viel Schnauf Sie haben!

 

Auch brillant, wie Sie ausgerechnet die hiesige Nahrungsmittelproduktion von der Verpflichtung ausnehmen wollen, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Jetzt, wo sogar der Ami wieder im Pariser Klimaboot sitzt, sind Sie das letzte Bollwerk gegen die grünen Mächte des Teufels. Von 13 rechtlich verbindlichen Umweltzielen in der Landwirtschaft haben sie 13 nicht erreicht, meckert Avenir Suisse, dieses grüne Zentralkomitee des Ökoterrors! Und die Treibhausgase Ihrer Kühe? Drauf geschissen, wie wir in der Landwirtschaft sagen! Sind ja schliesslich Biorülpser bei Ihnen, dem Biobauer. Soll sich der Bundesrat und Landwirtskollege Parmesan doch seine Klimaziele an den Hut stecken, der mit seinen mickrigen paar kupferverseuchten Reben! Es bleiben noch ganze neun Jahre, bis die Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen um 25 Prozentli gesenkt haben sollte. Boah, bis dahin fliesst noch eine Menge Gülle den Bach runter!

 

Auch sozialpolitisch haben Sie das Recht tief im Mistloch der Ungnade ersäuft, wenn ich Pestalozzi zitieren darf. Dass mit dem Agrarbericht auch Verbesserungen für die Bäuerinnen, den Entrechteten unserer Bauernhöfe, eingeräumt worden wären, kann Sie natürlich nicht abschrecken. Der Bundesrat wollte die Bäuerinnen besser gegen Verdienstausfall, Invalidität und Tod absichern. Elendiger Romantiker, dieser Parmelin! Und wie Sie dann die FDP, die Blacke unter den Parteien, eingeseift haben, das war grosse Klasse, Ritter! Die Nein-Parole des Bauernverbands zur Konzernverantwortungsinitiative gegen das Nein der FDP zum AP22+ – ganz grosse Politik, zum Nutzen und Frommen des Landes! Oder Ihres Egos, aber das ist ja dasselbe. Fazit: Mauern, klemmen, abstreiten – das sind die Eckpfeiler Ihrer Landwirtschaftspolitik. Super! Sie machen alles richtig! Ritter, Sie sind unser bestes Ross! Mit Ihnen gewinnen wir. Bis am 13. Juni!

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