Eine Tramtangente für den Norden

Die Stadt wächst, der öV soll Schritt halten: Kanton und Stadt Zürich wollen den öV weiter ausbauen. Einen Schwerpunkt bildet die Tramtangente Nord. 

Mehr Einwohner:innen, mehr öV: Was einfach tönt, bedingt viel Planungsarbeit, und das Jahre, bevor das erste Tram fährt. Am Dienstag stellten Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh und der Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, Stadtrat Michael Baumer, einen solchen geplanten Angebotsausbau vor: die Tramtangente Nord, die künftig Zürich Affoltern, Oerlikon und Stettbach verbinden soll. Dieses Projekt ist Bestandteil der Strategie 2025–2029 des Zürcher Verkehrsverbunds ZVV sowie der Netzentwicklungsstrategie der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich VBZ. Diese Strategie wiederum beruht auf dem «Zukunftsbild ÖV 2050» der VBZ, die unter anderem ein Ringsystem vorsieht, das diese neue Tangentialverbindung beinhaltet.

Noch kein Kapazitätsproblem

Der öV sei «das Rückgrat des nachhaltigen Verkehrs», betonte die Volkswirtschaftsdirektorin und erwähnte gleichzeitig die Klima- und die «ambitionierten» Verlagerungsziele: Heute wird der Verkehr im Kanton Zürich zu einem Drittel und in der Stadt Zürich zu rund 40 Prozent mit dem öV bewältigt. Das Potenzial zu einer weiteren Steigerung dieser Anteile bestehe vor allem im urbanen Raum. Doch wenn die Menschen in Zürich den öV «dauerhaft nutzen» sollten, brauche es «ein richtig gutes Angebot», namentlich «ein dichtes Netz am richtigen Ort». Carmen Walker Späh erinnerte aber auch daran, dass man keineswegs bei Null beginnen müsse, und erwähnte Projekte wie die Durchmesserlinie, die Glatttalbahn und die Limmattalbahn. Und natürlich auch, dass man uns weltweit um unseren öV beneide: «Die Verkehrswende, die andere Städte erreichen wollen, brauchen wir in der Stadt Zürich nicht, denn das hiesse ja, dass wir es nicht richtig gemacht hätten. Aber wir müssen konsequent weitermachen wie bisher und den öV dort ausbauen, wo es Sinn macht.» Heute hätten wir in Zürichs Norden noch kein Kapazitätsproblem, betonte sie, «doch wir müssen parat sein, wenn der Bedarf da ist». Damit der öV seine Vorteile ausspielen könne, sollte der Ausbau mittels Eigentrassee erfolgen, fügte sie an. 

«Logische Weiterentwicklung»

Stadtrat Michael Baumer sprach von der «Tramstadt Zürich» und von der wachsenden Stadt im Norden und Westen, wobei vor allem im Norden viele Menschen zugezogen und viele neue Arbeitsplätze entstanden seien. Der öV transportiere die meisten Menschen in der Stadt, betonte er, nämlich rund 735 000 pro Tag – im Spitzenjahr 2019 waren es sogar 900 000 pro Tag –, und das Wachstum dort werde sich fortsetzen. Baumer verwies auf das neue Buskonzept, das per Dezember 2023 für bessere Querverbindungen sorgen soll, und aufs Tram Affoltern. Die Tramtangente sei dessen «logische Weiterentwicklung». Die Finanzierung erfolgt über den kantonalen Verkehrsfonds, aber nicht nur: Die Planung muss unter anderem deshalb so frühzeitig beginnen, damit das Projekt in die Agglomerationsprogramme der 6. Generation aufgenommen und damit vom Bund mitfinanziert werden kann. Zur Streckenführung der neuen Tangente wurden zwei Varianten präsentiert, wobei sich in diesem frühen Stadium der Planung noch keine genauen Angaben dazu machen liessen: Die Weiterentwicklung des öV richte sich danach, wo das Wachstum und damit der Bedarf am grössten seien. Als nächstes erstellt die Stadt Zürich eine Potenzial- und Machbarkeitsstudie.

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.