Ein Zubringer komplettiert die Westumfahrung

Die Westumfahrung Zürich ist doch längst fertig gebaut? Nicht ganz: Am Wochenende vom 2. / 3. Juni wird das letzte Stück, der Autobahnzubringer Obfelden – Ottenbach, mit dem «Zuebringerfäscht» eingeweiht.

Der Autobahnzubringer Obfelden – Ottenbach wird am 5. Juni dem Verkehr übergeben, wie am 12. Mai an einer Medienorientierung in Bickwil zu erfahren war. Der ursprüngliche Plan hatte allerdings gelautet, den Autobahnzubringer im Rahmen des Baus der Westumfahrung Zürich zu erstellen: Am 21. Oktober 2004 teilte der Regierungsrat mit, er habe dem Konzept «Regionale Netzstrategie Knonaueramt und flankierende Massnahmen N4» zugestimmt. Am 14. Mai 2007 jedoch verschickte der Regierungsrat eine Medienmitteilung mit dem Titel, «Verkehr durch Obfelden und Ottenbach soll auf bestehendem Strassensystem siedlungsverträglich bewältigt werden». Früher erarbeitete Varianten für eine durchgehende Umfahrung von Ottenbach und Obfelden in offener Linienführung seien von Fachstellen des Kantons und des Bundes als «nicht umweltverträglich beurteilt worden». Und weiter: «Die für Obfelden ebenfalls geprüfte Tunnelvariante, die dem Umweltschutz Rechnung tragen würde, erachtet der Regierungsrat aufgrund der hohen Kosten als unverhältnismässig.» Sie würde rund 130 Millionen Franken kosten, rechnete der Regierungsrat damals vor. Klammer auf: Als die Westumfahrung 2009 eröffnet wurde, gab es zwar ein grosses Fest, doch die Gemeinden Obfelden und Ottenbach machten nicht mit… Klammer zu.

Am 13. Dezember 2007 teilte der Regierungsrat mit, er habe «aufgrund einer Neubeurteilung die Umfahrung der Gemeinde Ottenbach beschlossen. Der gleichzeitige Ausbau der Muristrasse in Bickwil und entsprechende flankierende Massnahmen sorgen dafür, dass auch die Gemeinde Obfelden vom Durchgangsverkehr entlastet wird». So kam es denn auch, der Kantonsrat stimmte dem Kredit für das Projekt samt Tieferlegung der Strasse durch Bickwil und mit Gesamtkosten von 65,4 Millionen Franken am 9. Januar 2012 mit 94 zu 74 Stimmen zu. Die Stimmberechtigten hiessen den Autobahnzubringer am 23. September 2012 mit 62,6 Prozent Ja-Stimmen gut. Dies nach ausführlichen Debatten – im P.S. vom 6. September 2012 beispielsweise ‹fetzten› sich zwei damalige Mitglieder des Kantonsrats: Der SP-ler David Rittmeyer aus Obfelden war dafür, der Grüne Hans Läubli aus Affoltern dagegen. Rittmeyer stellte klar: «Durchgangs- und Schwerverkehr gehört auf eine geeignete Strasse kanalisiert.» Läubli konterte: «Es braucht keine Umfahrung, sondern Tempo- 30-Zonen auch auf Kantonsstrassen.»

Am 10. Oktober 2016 schliesslich teilte der Regierungsrat mit, er habe das Projekt im Juli 2016 festgesetzt und den Grossteil der 77 Einsprachen abgewiesen: «Gegen diesen Festsetzungsentscheid haben fünf Privatpersonen beim Verwaltungsgericht Beschwerde erhoben. Deshalb wird sich der für 2018 geplante Baubeginn um mindestens ein Jahr verzögern.» Es dauerte dann noch etwas länger – der Spatenstich erfolgte am 24. August 2020.

«Termingerechte» Übergabe

Und jetzt kann also der Autobahnzubringer A4 in Obfelden und Ottenbach am 5. Juni «termingerecht» dem Verkehr übergeben werden. Die Kosten für die Umfahrung von Ottenbach respektive die neu gestaltete Unterführung in Obfelden belaufen sich auf knapp 80 Millionen Franken. Den nötigen Zusatzkredit bewilligte der Kantonsrat Anfang 2022. Die Umfahrung selbst werde 5,4 Millionen Franken mehr kosten als geplant, heisst es in der Medienmitteilung vom 12. Mai. Mit der Umfahrung würden die beiden Gemeinden «nachhaltig vom Durchgangs- und Schwerverkehr entlastet», die Schulwege würden sicherer, und dank dem «Herzstück» des Zubringers, der Durchfahrt Bickwil mit der 255 Meter langen Unterführung, werde «das zuvor zerschnittene Quartier wieder zusammenwachsen». Was den unvermeidlichen Eingriff in die Natur betrifft, seien «diverse Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen» umgesetzt worden. Im Einladungsflyer zum «Zuebringerfäscht» führt Baudirektor Martin Neukom dazu aus, man habe dem neuen Autobahnzubringer «nicht einfach nur 6 Fussballfelder Fruchtfolgeflächen opfern» müssen, sondern durch Aufwertungen seien auch wieder 6,5 Fussballfelder neue Fruchtfolgeflächen entstanden. Zudem wurden «4,5 Fussballfelder Magerwiesen angesät, 6000 Qua­ dratmeter Moor regeneriert, 23 Bäume gepflanzt, zwei Wildtierbrücken, eine Wildtierunterführung und 15 Kleintierdurchlässe gebaut sowie ein 4,5 km langes Amphibienleitsystem erstellt».

Infos zum «Zuebringerfäscht» am 2. und 3. Juni unter www.obfelden.ch/aktuell/zuebringerfaescht.html/292

 

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