Will der wirklich nur spielen?

Während der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen einen Hund zugelegt. Obwohl im Kanton Zürich der Besuch eines Halterkurses für die meisten Hunde verpflichtend ist, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen.

Zähnefletschen, aufgestellte Rute, angelegte Ohren und ein gesträubter Nacken: Der Anblick eines Hundes im Angriffsmodus kann einen Schrecken verursachen, der noch lange nachwirkt. Hunde gelten als der beste Freund des Menschen, was sich besonders während der Corona-Pandemie zeigte, als viele Menschen sich den Wunsch nach einem vierbeinigen Begleiter erfüllten. Im Januar 2020 waren im Kanton Zürich etwa 60 000 Hunde registriert. Ende 2022 verzeichnete die Schweizerische Tierdatenbank Identitas bereits über 68 500 Hunde. Mit der steigenden Hundedichte nehmen auch die Konflikte zu. Das Veterinäramt des Kantons Zürich (Veta) meldete im Jahr 2021 deutlich mehr Hundebisse und ein verstärktes Aggressionsverhalten im Vergleich zu den Vorjahren. Diese Entwicklung setzte sich in der Folge nicht nur im Kanton Zürich fort. Das Veta sieht die Gründe dafür in der wachsenden Hundepopulation und den besonders während der Pandemie stark frequentierten Naherholungsgebieten. «Die Nachfrage nach Hundehalterkursen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen», bestätigt Gabriela Capraro, Inhaberin der gleichnamigen Hundefachschule in Rifferswil. «Persönlich ist mir aufgefallen, dass die Leinenaggression bei den Hunden zugenommen hat.»

Mangel an Erziehung

Nicht jeder mag Hunde, doch jeder kann einige grundlegende Verhaltensregeln im Umgang mit ihnen beachten. Dazu gehört beispielsweise, wie man gefährliche Situationen vermeiden oder entschärfen kann, wie man einem aggressiven Tier begegnet oder welche Massnahmen nach einer Hundeattacke zu ergreifen sind. Hundefachleute empfehlen, grundsätzlich zurückhaltend auf fremde Hunde zuzugehen. Personen, die Angst vor Hunden haben, sollten sich im Zweifel lieber fernhalten oder dies der/dem Besitzer:in rechtzeitig mitteilen. Hunde spüren, wie sich Menschen fühlen. 

Aber auch für Hundehalter:innen gilt: Wenn Ungemach droht, ist es wichtig, entsprechend zu handeln. Das kann bedeuten, das Gespräch mit einem verängstigten Betroffenen zu suchen, das Tier stets an der Leine zu führen oder bei Bedarf einen Maulkorb anzulegen. Untersuchungen belegen, dass aggressives Verhalten bei Hunden neben genetischen Dispositionen oft auch auf die Erziehung zurückzuführen ist. «Wenn ein Hund wiederholt auffälliges Verhalten zeigt, können erfahrene Hundetrainer:innen oder Verhaltenstierärzt:innen helfen», rät Gabriela Capraro.

Verhalten bei Hundeattacken

Kommt ein Hund angerannt und verbellt einen, empfiehlt Gabriela Capraro, ruhig stehen zu bleiben, den kläffenden Vierbeiner so gut wie möglich zu ignorieren und erst weiterzugehen, wenn sich das Tier abgewendet hat und ausreichend weit entfernt ist. Es ist wichtig, dem Hund niemals direkt in die Augen zu schauen, da dies als herausfordernd interpretiert werden könnte. Falls das Tier tatsächlich angreift, ist situatives Handeln gefragt. Kommt es zum Äussersten, empfiehlt das Veta, mit fester und tiefer Stimme «Hau ab» oder Ähnliches zu rufen. Im Notfall kann man einen grösseren, schweren Gegenstand wie eine Tasche nach dem Tier werfen, um es vom Angriff abzulenken. Die Hundetrainerin ergänzt: «Wer etwas Essbares oder gar Hunde­leckerli griffbereit hat, wirft es in Richtung des Angreifers.» Sollte man hinfallen, ist es wichtig, sich sofort zusammenzurollen, die Hände zu Fäusten zu ballen und mit den Armen das Gesicht und den Nacken zu schützen.

Und was ist zu tun, wenn Hunde aufeinander losgehen? Gelegentlich spielen die Vierbeiner ‹nur› miteinander, aber wenn weder gebellt noch geknurrt wird, ist die Situation ernst. Auch hier ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Gabriela Capraro ergänzt: «Wer die Situation richtig einschätzen kann, handelt entsprechend, indem er vorab das Gespräch mit dem/der Hundehalter:in sucht und sein Tier sofort an die Leine nimmt.»

Wer gebissen wird, sich beim Hinfallen verletzt oder dessen Hund Schaden nimmt, tut gut daran, den/die Hundehalter:in nach Namen und Anschrift zu fragen, um eventuelle Versicherungsfragen klären zu können. Falls nötig, sollte man sofort die Ambulanz verständigen und Zeug:innen bis zum Eintreffen der Polizei hinhalten. Fotos vom Ort des Geschehens und den Folgen können als hilfreiche Gedankenstütze dienen.

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