Weiter im Generationenprojekt 

Grosse Projekte werfen ihre entsprechend langen Schatten voraus – so auch jenes des Hochschulgebietes Zürich Zentrum. Nach einer fast einjährigen Planungsphase steht das Projekt nun kurz vor der Ausschreibung der Architekturwettbewerbe. Einblicke ins Bisherige und Zukünftige bot die Medienkonferenz vom Dienstag.

 

Julian Büchler

 

Markus Kägi, Regierungsrat und Vorsteher der Baudirektion des Kantons Zürich, ist sichtlich stolz auf die grossen Schritte, die im letzten Jahr gemacht worden seien. Die Ausgangslage im Hochschulgebiet Zürich Zentrum sei einzigartig und komplex –  das Projekt bewegt sich auf drei politischen Ebenen, städtisch, kantonal und national, was nicht immer einfach sei. Die räumliche Nähe der Institutionen biete jedoch Potenzial für mehr Kooperationsmöglichkeiten. Das Generationenprojekt, wie Kägi es nennt, steht vor dem Abschluss der Planungsphase und hat somit einen neuralgischen Punkt überschritten. Die Anforderungen der involvierten Parteien – von den Institutionen über deren BesucherInnen bis hin zu den AnwohnerInnen – seien in den Planungsbericht eingeflossen und berücksichtigt worden. Ziel ist es, dass jeder sich auf dem neuen Hochschulgebiet wohlfühlt. Man habe einmalig die Chance, die heutigen städtebaulichen Mängel zu beheben und Zürich so eine neue Identität zu verleihen.

 

Zentralisierung

Die Spitäler planen, durch den anvisierten Wandel von weniger stationären hin zu mehr ambulanten Behandlungen und durch die Auslagerung ihrer Apotheke ihren Flächenverbrauch zu reduzieren. Für Spitalratspräsident Martin Waser ist klar, dass sich jedoch mit dem technischen Fortschritt in der Medizin auch die Anforderungen an die Räume ändert – neue Apparaturen und Behandlungsmöglichkeiten bräuchten oft mehr Platz. Er erhofft sich, mit der Fertigstellung des neuen Hochschulgebietes sowohl den PatientInnen als auch dem Personal eine attraktivere Genesungs- bzw. Arbeitsumgebung zu ermöglichen.

 

Die ETH und Uni werden schon bald in den Genuss der neuen Baukörper kommen – die Bauarbeiten starten nach der offiziellen Planung schon 2021. Michael O. Hengartner, Rektor der Uni, erfreut sich über die zentrale Konzentration der Lern- und Forschungsräume, was sowohl für die Studierenden als auch für die Logistik Vorteile bringt. Uni und ETH werden es schwer haben, ihren Beitrag zur Flächenminimierung zu leisten. Geplant ist jedoch, dass mehr Fläche unter der Erde geschaffen wird. Neben den Angeboten für die Studierenden soll auch die Quartierbevölkerung in den Genuss von kulturellen und gastronomischen Angeboten kommen.

 

Vernetztes Quartier…

Um auf die Bedürfnisse der Stadtbevölkerung einzugehen, sei es essenziell, um die zentralen Institutionen herum ein lebendiges und gut vernetztes Quartier zu erschaffen, ist André Odermatt, Stadtrat und Vorsteher des Hochbaudepartements überzeugt. Für die breite Bevölkerung ist der öffentliche Raum um und zwischen den Gebäuden wichtig. Um diesen zu gestalten, wurde ein Stadtraumkonzept erarbeitet, das nun vorliegt. Die Ausarbeitung erfolgte von verschiedensten Expertengruppen in Zusammenarbeit – von ArchitektInnen, StadtplanerInnen, VerkehrsfachexpertInnen bis hin zu LandschaftsarchitektInnen und Fachleuten für Sozialraumnutzungen. Dabei hat sich aus den drei Konzeptvorschlägen derjenige von ARGE Studio Vulkan & KCAP Architects & Planners als herausragendster erwiesen. Die Stadt ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden, so Odermatt weiter.

 

…und Freiräume

Der Verkehr soll laut Konzept schnell und einfach durch das Quartier hindurchgeführt werden, Tramhaltestellen fungieren nicht nur zum Ein- und Aussteigen, sondern auch zum Verweilen. Neben den Hauptverkehrsachsen für den motorisierten Individualverkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel soll auch ein dichtes Netz an Wegen für den Langsamverkehr entstehen, das einerseits die einfache Bewegung zwischen den einzelnen Baukörpern sichert, andererseits auch durch sie hindurchführt, um das Monumentale der grossen Baukörper zu unterbrechen. Neben Verkehr, Mobilität und Wegführung liegt der Schwerpunkt des Stadtraumkonzeptes auf den vielen Freiräumen, die das zukünftige Quartierbild prägen sollen, sagte Odermatt. Der jetzige Spitalpark wird im Konzept zum Gloriapark und soll sich zur neuen grünen Lunge des Quartiers wandeln, der einen Ausgleichsort für Studierende wie auch AnwohnerInnen darstellen soll. Am unteren Ende des neuen Parks wird ein zweiter Freiraumtyp entstehen, die «Parkschale», die verkehrs- wie auch sozialtechnisch einen Knotenpunkt markiert und den Anspruch auf optimale Verschmelzung von Strassen-, Stadt- und Grünraum erfüllt. Neben dem Gloriapark und der Parkschale soll zudem die Rämistrasse mit kulturellen Angeboten aufgewertet und der Durchgang vom Central hinauf zur Sternwarte erneuert werden, der den Hochschulgebiets-Touch zukünftig bis in die Stadt hinab vermitteln soll.

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