That’s the way, aha aha…

… I like it, aha aha, klingt es aus dem Teenagerzimmer. Ein glücklicher Teenager erfüllt immer auch den Stiefvater mit Glücksgefühlen, selbst wenn genau diese Melodie meist eher ein Anzeichen für Schadenfreude ist als für quasi unschuldige Ausgelassenheit. Auch mein Alltag gibt ja derzeit diverse Anlässe zur Freude: Natürlich die Abstimmungsresultate, dann Holdener, Feuz und Aerni, schliesslich ein 4:0 des FCZ in Wil – was Wil man mehr (billiger Kalauer).

 

«That’s the way I like it» denke ich zurzeit auch oft und gern angesichts der medienwirksamen Zerfleischung der politischen Gegenseite. Nach Jahren des Wundenleckens ist etwas Schadenfreude gewiss mehr als erlaubt. Endlich muss die Economiesuisse, die so gern austeilt, auch mal einstecken! Der alte Polteri Giezendanner bläst ihr in der ‹Schweiz am Sonntag› den Marsch in seiner unvergleichlichen Art, die es einem bei allen inhaltlichen Differenzen immer wieder schwer macht, Antipathie für ihn aufzubringen. Und natürlich Frau Gössi. Im ‹Blick am Abend› analysiert sie messerscharf die Gründe für das Scheitern der USR III: Die Economiesuisse hat das Gespür dafür verloren, «von wo der politische Wind weht». Beispiel: «Warum verdient ein Manager Abermillionen, wenn das Unternehmen gleichzeitig Verluste einfährt? […] Das versteht doch kein Mensch!» Ich reibe mir verwundert die Augen – hat nicht die FDP 2013 Seite an Seite mit der Economiesuisse gegen die Abzockerinitiative gekämpft? Ja schon, aber anscheinend hat daraufhin eben der politische Wind gedreht, und deshalb ist jetzt auch die FDP gegen Abzocker. Zumindest gegen die Abzocker unter den Managern, denn ein Bitzli gegen diese zu schiessen schadet nichts und bringt Sympathiepunkte. Wesentlich aktueller wäre aber doch jetzt die Frage, die Gössi nicht stellt: «Warum schüttet ein Unternehmen wie die CS Dividenden aus, wenn sie gleichzeitig Milliardenverluste einfährt und Tausende Arbeitsplätze vernichtet? Das versteht doch kein Mensch!»

 

Letzte Woche widersprach Markus Kunz an dieser Stelle der These, das Links-Rechts-Schema habe ausgedient. So konsistent und klug seine Gedanken sind, habe ich mit Links-Rechts doch immer noch ein grundsätzliches Problem: Es lässt die FDP gemässigt erscheinen. Als «etwas weniger rechts» als die SVP, etwas netter. Das ist fatal, denn mit den ur-liberalen Idealen, die mir mein Grossvater noch nahezubringen versuchte, hat der heutige, neoliberale Freisinn rein gar nichts mehr zu tun, er ist ganz im Gegenteil extrem, dogmatisch, staats- und gesellschaftszersetzend.

 

Wenn heute ein Freisinniger von der «Wirtschaft» spricht, meint er ausschliesslich die AktionärInnen, die Finanzmärkte. Die FDP hat mit Schneider-Ammann einen Bundesrat, der als Unternehmer die Grenzen der legalen Steuertricks auslotete. Und mit Frau Gössi hat sie eine Expertin für Wirtschaftskriminalität an ihre Spitze berufen – das ist nur folgerichtig, denn ein freisinniges Kernanliegen ist, diese Grenzen der Legalität zugunsten des Kapitals immer weiter auszudehnen. Die FDP ist also keineswegs die harmlosere Rechte, sondern als Eliteeinheit des Kapitals in seinem Krieg gegen die Demokratie ein eigener, extremer Pol.

 

Oha, jetzt bin ich abgeschweift. Ich alter Wutbürger! Dabei wollte ich doch nur über Erfreuliches schreiben und witzig sein, um viele Likes abzustauben im Facebook. That’s the way! Immerhin habe ich es geschafft, eine ganze Kolumne zu schreiben, ohne auch nur einmal Donald Trump zu erwähnen. Oha – Mist!

 

Markus Ernst Müller

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