Leidenschaft

Ausdruck überwindet Sprachgrenzen. Das spanisch gesprochene «Mujeres y su Picasso» ist selbsterklärend.

 

Fünf Schauspielerinnen mit ihrer individuellen physischen Präsenz verkörpern fünf von sechs bekannten Musen und Geliebten von Pablo Picasso (die sechste ist als Stimme aus dem Off zu hören). Das einzige Requisit in «Mujeres y su Picasso» ist ein Korbstuhl. Je nachdem, wie sich die Darstellerinnen schon vor dem ersten Wort ihm gegenüber verhalten, spricht Bände über die in der Folge auch mit Worten ausgedrückten emotionalen Stimmung. Der Ablauf ist stets derselbe: Auf die Projektion eines Fotoportraits folgt das von Picasso gemalte. Dann setzt die Geschichte ein. Obschon die angekündigte Übertitelung aus technischen Gründen entfiel, wofür ein deutsch übersetztes Beiheft abgegeben wurde, wäre bei dessen Verwendung die Konzentration nicht auf die Hauptsache fokussiert und das wäre ein Verlust. Die Monologe verhandeln das jeweilige Verhältnis zu Picasso, das reihum von Begehren, Lust und Leidenschaft getrieben war. Ob sich diese in Wut verkehrt oder in Verzweiflung ist auch vollkommen nachvollziehbar, wenn jemand nur jedes vierte Wort versteht. Der Ausdruck der Schauspielerinnen erinnert von der geleisteten körperlichen Übersetzungsleistung an Tanz. Dieser wird zwar eigentlich von einem Minotaurus-Verkörperer und einer Luftakrobatin (im Kellertheater Stok gezwungenermassen am Boden) als weitere Ergänzung geboten, aber die Stars des Abends sind die fünf physisch anwesenden Liebenden. Elsa Schibler als Olga Khokhlova, Sandra Roma als Marie-Thérèse Walter, Nuria Malvado als Dora Maar, Mariela Lucas als Françoise Gilot und Allende García als Jacqueline Roque. Ihre jeweilige Hingabe, um nicht sogar von Inbrunst zu sprechen, übersetzt lüsternes Flehen, tränenreiches Wehen, rachsüchtiges Drohen und verzücktes Schwelgen in einem allzumenschlichen Rhythmus in eine universelle Verständlichkeit von amouröser Absolutheit, dass einen die Emotionen echt und aufrichtig berühren.

 

«Mujeres y su Picasso», 22.10., Theater Stok, Zürich.

 

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