- Im Kino
Dekadenz
Francis Ford Coppola mag für «Metropolis» einen Hybrid aus Science-Fiction und Sandalenfilm im Sinn gehabt haben, seine Vorstellungskraft bleibt bedeutend schwerwiegender vom ewiggleichen Machtreigen beeinflusst, als dass er es vermöchte, darüber vorseherische Visionen zu entwickeln. Megalon heisst hier das Materialwunder. Damit können Gebäude mit die Physik überwindenden Ausmassen und zugleich ewig während erstellt werden, als Kleidung angewandt vermag es die Trägerin unsichtbar erscheinen lassen und es zeigt auch einen bislang unvorstellbaren Nutzen in der Wiederherstellungschirurgie. Einzig sein Erfinder Cesar Catilina (Adam Driver) entwickelt in diesem ausufernd opulenten Bilderreigen letztlich so etwas wie ein Gewissen. Und gebiert darüber eine Hoffnung, die am ehesten mit einem Glauben begründet werden kann. Die Politik in der Person des Bürgermeisters Franklin Cicero (Giancarlo Esposito) wehrt sich tapfer für das unter die Räder zu geraten drohende Volk gegen die pekuniäre Allmacht und die damit einhergehenden Nebengeräusche der Verlockung, Korruption und Intrigen. Der sorgenlos genussfreudig zu leben vermögende Teil der Gesellschaft applaudiert, welch Spektakel auch gerade zur Förderung der Zerstreuung geboten wird. Boxmatch zwischen rivalisierenden Gockeln um ein Trophäenweibchen, öffentliche Demütigung eines derer da ganz weit oben oder ein spektakuläres Rennen von als Pferdegespannen erscheinenden Hologrammen, solange der Saft fliesst und Lüsternheit wie Lustbarkeit weiterhin Urständ feiern können, ist Wegsehen der beste Pfad in die Assimilation. Streckenweise entgleitet die Dramaturgie der Stringenz ein wenig, doch die anscheinend grenzüberwindende Kraft der Liebe der Tochter des Gegners (Nathalie Emmanuel) zu Cesar bringt die Handlung immer wieder auf Kurs. Eine Aktualisierung dieses Exkurses wäre unnötig, derweil die Anspielungen etwas strapaziert ausfallen.
«Metropolis» spielt in den Kinos Abaton, Arena, Corso, Riffraff.