Bildlegende: Die neue Solarfassade des Hauptsitzes von Energie 360° zeigt sich im besten Licht. (Bild: Sven Kowalewsky)

Zum Kraftwerk umgebaut

Der Hauptsitz von Energie 360° in Zürich-Altstetten ist fertig umgebaut und instandgesetzt. Was rund zwei Jahre dauerte, ist nun, 1600 Solarpanels sei Dank, auch ein Kraftwerk.

In neuem Glanz erstrahlt der Hauptsitz von Energie 360° an der Aargauerstrasse in Zürich-Alt­stetten, und das buchstäblich. Praktischerweise fand die Medienkonferenz vom Dienstag, an der Stadt und Energie 360° gemeinsam über den Bauabschluss informierten, hauptsächlich draussen vor dem Haupteingang statt, mit bester Aussicht auf die neue Solarfassade (siehe Bild). Wie dieses «grüne Kraftwerk» entstanden war, schilderten Michael Baumer, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe und Verwaltungsratspräsident der Energie 360° AG, die zu 96 Prozent der Stadt Zürich gehört, sowie Hochbauvorsteher André Odermatt und Jörg Wild, CEO von Energie 360°.

Mit dem, was die 1600 Solarpanels an den Fassaden und auf dem Dach des fertig umgebauten Gebäudes an Energie hergeben, könne rund 50 Prozent des Energieverbrauchs des Gebäudes gedeckt werden, sagte Michael Baumer und fügte an, er sei stolz auf dieses wegweisende Bauwerk. Er liess es sich auch nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dieser «architektonische Leckerbissen» liege ideal an der Strecke Bern – Zürich und könne somit gut Eigenwerbung machen, falls künftig Werbung verboten werde… Doch der erneuerte Hauptsitz solle nicht nur über die Stadtgrenze hinaus strahlen, sondern auch dafür sorgen, dass die Menschen, die hier arbeiteten, einen attraktiven Arbeitsplatz hätten und ein Umfeld, in dem sie kreativ zusammenarbeiten könnten.

Brandschutz als Herausforderung

Vom «Pioniercharakter» der Photovoltaik-Fassade sprach André Odermatt, wobei rasch klar wurde, dass da noch mehr «Pionier» drinsteckt als ursprünglich vorgesehen. Denn als man damit bereits in der Bewilligungsphase gewesen sei, habe die Gebäudeversicherung plötzlich den Bewilligungsprozess geändert: Wenn höher gebaut wird als elf Meter, braucht es nun den Nachweis, dass sich ein allfälliger Brand der Photovoltaik-Elemente nicht weiter ausbreiten kann als über zwei Stockwerke. Diesen Nachweis zu erbringen, sei nicht einfach gewesen, sagte André Odermatt, denn es habe ja keine Vergleichsmöglichkeiten gegeben, es ging ja eben um einen Pionierbau. Also gings auf die Suche nach einer Prüfstelle, doch auch eine solche gibt es in der Schweiz noch nicht. Schliesslich wurden Energie 360° und das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich in Leipzig fündig, und die Brandversuche wurden durchgeführt. Der erste misslang – es war wohl doch keine schlechte Idee der Gebäudeversicherung, einen solchen Nachweis zu verlangen… Im zweiten Anlauf klappte es dann, indem Stahlbleche horizontal zwischen die Panels gelegt wurden. Sie bilden einen Riegel und können die Flammen abhalten. André Odermatt wies auch noch darauf hin, dass die Nachhaltigkeit am Bau in diesem Fall mehr beinhaltet als Photovoltaik und nannte etwa die Fassadenbegrünung am Sockelgeschoss, Entsiegelung etwa der Parkplätze (die zudem als E-Ladestationen ausgestaltet werden) und weitere Hitzeminderungsmassnahmen sowie die Minergie-Zertifizierung des Gebäudes.

Die Richtung stimmt

Jörg Wild schloss sich mit ein paar Bemerkungen zur Nachhaltigkeit, auch im übertragenen Sinne, an. Er freute sich über die Energie im Inneren dieses «Kraftwerkes», mit der die rund 400 Mitarbeiter:innen an diesem Standort am Werk seien. Schliesslich müssten sie den ehemals für die Gasversorgung der Stadt Zürich zuständigen Betrieb in die Zeit nach 2040 führen, wenn Gas – oder jedenfalls herkömmliches, nicht-erneuerbares Gas – kein Thema mehr sein wird. Richtig eingespurt ist Energie 360° mit der Fertigstellung des Hauptsitzes auf jeden Fall: Die Dach- und Fassadensolaranlagen mit ihren 1600 Modulen auf 2600 Quadratmetern Fläche erzeugen etwa 325 Megawattstunden erneuerbaren Strom pro Jahr. Einen Teil davon nutzt Energie 360° auch für die eigene E-Autoflotte. Die Ladeinfrastruktur umfasst bereits 91 Ladepunkte und kann auf 148 erweitert werden.