Visualisierung des 2022 vorgestellten Siegerprojekts «Landschaftsbrücke» für die Fuss- und Velobrücke übers Gleisfeld. (Bild: zVg)

Yonex-Halle oder Velobrücke?

Sowohl ‹Tagi› als auch NZZ berichteten am Mittwoch darüber, dass die wahlweise «beliebte» beziehungsweise «grösste» Badmintonhalle Zürichs, die Yonex-Halle an der Geroldstrasse im Kreis 5 «gefährdet» sei beziehungsweise ihr «der Abriss droht».

Sowohl ‹Tagi› als auch NZZ berichteten am Mittwoch darüber, dass die wahlweise «beliebte» beziehungsweise «grösste» Badmintonhalle Zürichs, die Yonex-Halle an der Geroldstrasse im Kreis 5 «gefährdet» sei beziehungsweise ihr «der Abriss droht». Grund gemäss NZZ: Das Tiefbauamt von Stadträtin Simone Brander (SP) plane hier eine teure Velobrücke. Beide Zeitungen berufen sich auf eine Mitteilung der Betreiber der Yonex-Halle. Diese Mitteilung hat das P.S. nicht bekommen. Die günstige Gelegenheit zu ergreifen und mal wieder über jene geplante Velobrücke zu berichten, geht aber natürlich auch ohne.

An der Sitzung des Zürcher Gemeinderats vom 2. Juni 2021 nannte Kommissionssprecher Markus Knauss (Grüne) den Titel der Vorlage «eher sperrig»: «Neubau Fuss- und Velowegverbindung von Kreis 4 und 5 über SBB-Gleise, Abschnitte Kohlendreieck bis Lettenviadukt» (siehe auch P.S. vom 4. Juni 2021). Er werde deshalb im Folgenden nur noch vom «Viaduktsteg» reden, fügte er an. Dieser solle zwischen dem ehemaligen Güterbahnhofareal im Kreis 4 und dem stillgelegten Lettenviadukt im Kreise 5 als attraktive Fuss- und Velowegverbindung über das Gleisfeld entstehen. Dazu werde eine neue Brücke mit einer Länge von rund 500 m gebaut werden. Knauss erwähnte auch die planerischen Grundlagen, darunter den regionalen Richtplaneintrag für einen geplanten Radweg aus dem Jahr 2016, der auch vom Regierungsrat festgesetzt worden sei. Als Vorläufer der Vorlage nannte er einen Auftrag der damaligen Tiefbauvorsteherin Ruth Genner (Grüne) aus dem Jahr 2009 sowie eine Vorinvestition, die der damalige Tiefbauvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) 2017 für den Viaduktsteg bewilligt hatte. «Und da ist andererseits eine Uralt-Motion für einen Veloweg über die Hardbrücke», fuhr Knauss fort: «Die Verkehrskommission hat im Auftrag des Gemeinderates selber einen Veloweg über die Hardbrücke geplant. Wir haben auch ein durchaus taugliches Projekt entwickelt. Die kantonale Volkswirtschaftsdirektion hat dann aber befunden, mit dem Gemeinderat wolle sie gar nicht reden, aber sie wolle selbstverständlich den Viaduktsteg finanzieren.

Ein Jahr später stellte Tiefbauvorsteher Richard Wolff an seiner letzten Medienkonferenz als Zürcher Stadtrat das Siegerprojekt aus einem Studienauftrag, die «Landschaftsbrücke» vor (siehe P.S. vom 6. Juni 2022). Dass es nebst der Duttweiler- und Hardbrücke, der Langstrassenunterführung, dem Negrellisteg und dem (damals geplanten) Velotunnel unter dem Hauptbahnhof noch eine weitere Verbindung geben werde, sei «im kommunalen Verkehrsplan vorgesehen», hiess es damals. Die Brücke werde rund 75 Millionen Franken kosten, und der Baubeginn erfolge frühestens 2028.

Eine Brücke an dieser Stelle ist allerdings schon viel, viel länger im Gespräch. Ein Beispiel: Mit ihrer Motion vom 1. Oktober 1997 forderten die damaligen Gemeinderäte Markus Bischoff und Niklaus Scherr (beide AL) einen Fuss- und Veloweg via Lettenviadukt, Heinrichstrasse und Josefwiese zum Kohlendreieck. Begründung: «Seit 1989 ist der sogenannte Lettenviadukt (…) stillgelegt. Im März 1989 haben die Stimmenden der Stadt Zürich mit grossem Mehr einem gemeinderätlichen Gegenvorschlag (…) zugestimmt, wonach (…) der Lettenviadukt ‹mittelfristig in eine Fussgänger- und Velobrücke umgewandelt› werden soll. Seither sind über acht Jahre vergangen (…).». Damit zurück ins Jahr 2025: Der Zugang zur geplanten Brücke bei der Geroldstrasse soll flacher gebaut werden, so nämlich, dass er den Standards Veloverkehr des Kantons Zürich entspricht. Das braucht mehr Platz, und das gefährdet laut beiden Zeitungen die Halle, die auf städtischem Grund steht. Ein allfälliger Abbruch erfolge frühestens 2030. Die Betreiber wollen sich dagegen wehren. Das ist ihr gutes Recht. Und die Velobrücke? Ach, die kann warten, tut sie ja schon lange, gemeinsam mit den Velovorzugsrouten zum Beispiel, die wegen Rekursen blockiert sind. So geht Veloförderung in Zürich.