- Kultur
Würdigung
Mindestens ein Jahrzehnt lang begleitete Oliver Matthias Meyer den Clown Gaston, um die ungeschminkte Person hinter der Funktion des Dummen Augusts würdig portraitieren zu können. Auch die grössten im komischen Fach Dimitri, Emil Steinberger und Gardi Hutter, liessen es sich nicht nehmen, ihre Hochachtung vor dem Können und der Person mit Gastauftritten in direkten Gesprächen mit ihm auszudrücken. «Gaston, last clown standing» ist sowohl die Erzählung der dynastischen Familiengeschichte der Hänis als Circus-Artisten und -Clowns als auch die mit vielen, sich Zeit für die ganzen Nummern lassenden Beispielen entlang der Entwicklung und der Tradition der grössten Clowns seit Grock und nicht zuletzt die ganz persönliche Lebensgeschichte und Karriere von Gaston. Ab Mitte der 1970er-Jahre bildete er zuerst gemeinsam mit Rolf Knie junior ein Duo, dann mit dem Weissclown Pipo Sosmann ein Trio, das während Jahren zum Erfolg des Circus Knie beiträgt. Der eigene Anspruch, sich nicht zu wiederholen und sich stets zu verbessern, führte das Ensemble an einen Punkt, an dem ein vorübergehender Schlussstrich gezogen werden musste. Ein Bühnenprogramm, ein Rückzug aus dem Geschäft, um den eigenen Kindern eine seriöse Schulbildung zu ermöglichen folgten. Zuletzt die Rückkehr ins Sägemehl und Tournéen im Duo mit Roli Noirjean mit diversen Circussen. Das feinfühlige Portrait zeigt einen überaus reflektierten, selbstkritischen Menschen mit einem hohen Anspruch an sich und seine Arbeit, der es verstanden hatte, ein grosses Publikum zum Lachen zu bringen. Und wie er darüber bescheiden blieb oder vielleicht erst recht wurde. Die Maxime für Artist:innen, «du darfst alles, nur nicht grössenwahnsinnig werden», jedenfalls hat er gelebt. Auch kritische Themen, wie Tierhaltung im Circus und das Problem der sich öffnenden Schere zwischen sinkendem Publikumszuspruch und wachsendem Aufwand, werden im Film nicht ausgespart. froh.
«Gaston, last Clown standing» spielt im Kino Piccadilly.