- Winterthur
Winterthurer Stadtrat erhöht die Horttarife
Rund 19 Millionen Franken hat die Stadt Winterthur 2023 für die schulergänzende Betreuung aufgewendet. Zurzeit nutzen 4300 Kinder oder rund 45 Prozent aller Kindergarten- und Primarschulkinder Angebote aus diesem Bereich. Zur Verfügung stehen Morgenbetreuung, Mittagsbetreuung, Mittags-Nachmittagsbetreuung oder nur Nachmittagsbetreuung. Zusätzlich wird während den Ferien auch eine Ferienbetreuung angeboten. Für die Oberstufe wird der «Mittagstisch Sek» angeboten. Mit dem Wachstum einher ging auch eine Qualitätssteigerung der Betreuungen, aber auch zusätzliche Raummieten trugen zur Kostensteigerung bei. Bis vor der Pandemie betrug der Deckungsgrad rund 40 Prozent, ist inzwischen aber gesunken.
Maximalbetrag ab 75 000 Franken steuerbarem Einkommen
Die neue Tarifentwicklung verläuft linear. Wie bisher bezahlen die Eltern einen Mindestbeitrag von knapp über 10 Franken bis zu einem steuerbaren Einkommen von rund 20 685 Franken. Dieser Ansatz wurde nicht erhöht, da er zu einer Verschiebung der Kosten zur Sozialhilfe geführt hätte. Der Maximalbeitrag von bisher 92 Franken wird auf 105 Franken erhöht und gilt ab einem steuerbaren Einkommen von 75 000 Franken. Dies dürfte einem Bruttoeinkommen von rund 120 000 Franken entsprechen. Zusätzlich wird ein Vermögensanteil von 10 Prozent eingerechnet. Bei mehreren Kindern aus einer Familie wird ein Geschwisterrabatt gewährt. Die Kosten für den Mittagstisch Sek werden von 15 auf 17 Franken angehoben.
Keine Beiträge von Bund und Kanton
Auch mit den erhöhten Tarifen wird der Kostenanteil der Stadt im Vergleich mit anderen Gemeinden und Städten sowohl im Kanton Zürich wie auch schweizweit im oberen Bereich liegen, hält das Department Schule und Sport DSS fest. Kritisch konstatiert der Winterthurer Stadtrat, dass sich der Kanton nicht an diesen Kosten beteiligt und auch der Bund sich nur punktuell an den Kosten der schulergänzenden Betreuung beteiligt, obwohl insbesondere auch die Ferienbetreuung eine wichtige Funktion habe, dass gerade Kinder aus finanziell schwächeren Familien nicht unbetreut bleiben. Besonders negativ fällt ins Gewicht, dass sich der Kanton Zürich im Gegensatz zu anderen Kantonen weigert, an diese Kosten beizutragen. Hier will der Stadtrat denn auch ansetzen und das Gespräch suchen. Beim Bund scheinen die Chancen auf eine Beteiligung gerade nach den neuesten Vorschlägen für Sparmassnahmen bei der Kinderbetreuung gering.
Folgen schwer abschätzbar
Unklar ist, wie sich die Tariferhöhung konkret auswirken wird. Die Folgen – zum Beispiel ein deutlicher Rückgang der Betreuungsanmeldungen – werden erst Mitte des nächsten Jahres einigermassen abschätzbar sein. Stadtparlamentarierin Gabi Stritt (SP) hält denn auch in einer Stellungnahme im Regionaljournal von Radio SRF fest, dass die Tarfiferhöhung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefährde. Abzuwarten bleibt, ob das DSS die Entwicklung verfolgt und gegebenenfalls auf einen starken Rückgang der Anmeldungen reagiert.