Widerstand

Zwei nordirischen Hip-Hoppern glückt, was Bomben jahrzehntelang nicht schafften.

In Belfast steppt kein Bär nirgends. Jeden Abend schliessen die Gates, die katholische und protestantische Wohngebiete voneinander trennen. Der Burgfrieden zwischen Republikanern und Loyalisten ist hochgradig fragil, auch ohne Brexit. Radikale von beiden Seiten achten eifersüchtig darauf, dass ich ja nichts ändert.

Liam und Og sind Twens und mit den Gegebenheiten aufgewachsen: keine Jobs, keine Zukunft, keine Anerkennung ihrer (nord-)irischen Identität geschweige denn Sprache. Also dröhnen sie sich voll, dealen ein bisschen, schreiben altersgerechte Lyrics über Sex, Drogen und Freiheit, lungern rum. Auf dem Polizeiposten weigert sich Liam, Sohn eines offiziell toten RAF-Kämpfers (Michael Fassbender), englisch zu sprechen. Der behelfsmässige Übersetzer JJ ist Irischlehrer und Gatte einer Aktivistin für die offizielle Anerkennung des irischen Gälisch. Nach der Entlassung sind alle aufgekratzt. Der Lehrer erkennt die Qualität der Poesie der Jungs und hat auch ein Tonstudio in der Garage. Er bietet den Jungs an, einen Song aufzunehmen. Was unter Einfluss von viel Alkohol, Cannabis, LSD und Ketamin dann auch geschieht. Ihr erstes Konzert geben sie im Pub eines Onkels und werfen euphorisch Trips ins Publikum. Dies und ein heimlich ins Netz gestellte Handyfilm lässt ihre Popularität von Null auf Hundert steigen. 

Rich Peppiat erzählt in «Kneecap» die Geschichte dieser gleichnamigen realen Band als endlosen Rausch zu geilem Sound. Und würzt die Absurdität der Gesamtsituation mit allerhand denkbar möglichen Entwicklungen. Selbsternannte Schläger gegen den Drogenmissbrauch fackeln ihr Studio ab, das Radio spielt ihre Songs prinzipiell nicht, der Lehrer verliert seinen Job und Liams On-Off-Bettgeschichte ist ausgerechnet die Tochter des schärfsten Hundes der britischen Polizei. «Kneecap» trugen mit ihrer Musik letztlich mehr zur Völkerverständigung bei, als es Jahrzehnte der Troubles je zustande gebracht hätten.

«Kneecap» spielt im Kino Frame.