Wer weiss, wie Zürich wachsen soll?

Acht Bisherige und neun Neue möchten am 13. Februar 2022 einen der neun Zürcher Stadtratssitze erobern. Wer sind diese Frauen und Männer, wie ticken sie? P.S. will es wissen – und befragt jede Woche ein Mitglied des Stadtrats und einen neuen Kandidaten/eine neue Kandidatin in separat geführten Interviews zum selben Thema. Diese Woche nimmt Stadtrat André Odermatt (SP) im Gespräch mit Nicole Soland Stellung zum Thema «sozial und ökologisch verträgliches Wachstum».

 

Die Stadt Zürich wächst: Wie lässt sich das Ziel erreichen, mehr preisgünstigen Wohnraum zu schaffen?

André Odermatt: Wichtig ist, dass wir alle Chancen zum Landkauf, zum Ausnützen von Baulandreserven oder zum Ausschöpfen des Ausbaupotenzials bestehender Siedlungen nutzen und weiterhin eng mit Genossenschaften und Stiftungen zusammenarbeiten. Mit dem neuen Paragraphen 49b im Planungs- und Baugesetz haben wir aber noch eine zusätzliche Grundlage erkämpft: Kommt es bei Teilrevisionen der BZO und Sondernutzungsplanungen zu einer Mehrausnutzung, so müssen in der Regel auf der Hälfte der zusätzlichen Fläche preisgünstige Wohnungen erstellt werden – auch von renditeorientierten Unternehmen. Das ist eine grosse Errungenschaft!

 

Das Drittelsziel ist also machbar?

Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir es erreichen können. Zürich hat einen soliden Grundstock von gut einem Viertel gemeinnützigem Wohnraum. Wir müssen aber dranbleiben und sogar noch einen Zacken zulegen.

 

Wäre es nicht gescheiter, den Boden zu verstaatlichen oder grosse Immobilienunternehmen à la Berlin zu enteignen?

Es gab schon verschiedene Anläufe für eine Bodenrechtsreform, sie sind aber allesamt gescheitert. Wir haben hier kommunal keinen direkten Einfluss, ich würde aber einen neuen Anlauf auf nationaler Ebene begrüssen. Wie etwa auch zur Stärkung des Mietrechts.

 

Auch der Verkehr wächst: Wie kann es gelingen, das Wachstum des MIV einzudämmen und stattdessen mehr öV, Fuss- und Veloverkehr zu generieren?

Wie im kommunalen Richtplan Verkehr festgehalten, braucht es eine neue Aufteilung des Strassenraums mit mehr Platz für den öV, den Fuss- und Veloverkehr. Wir müssen aber auch mobilitätsmindernde Siedlungsstrukturen schaffen, etwa mit attraktiven Zen­tren in den Quartieren: Das Ziel ist eine Stadt der kurzen Wege, in der man nicht gezwungen ist, das Auto zu nehmen.

 

Angenommen, Zürich könnte dem Wachstumszwang entkommen: Wie würde sich das Leben in der Stadt anfühlen?

Wenn sich die Bevölkerungszahl ungefähr auf dem aktuellen Stand einpendelte, wäre die Stadt dank ihres vielfältigen Angebots nach wie vor lebendig. Mit dem Wachstum ergeben sich aber durchaus auch neue und spannende Impulse. 

 

Was haben wir davon, wenn wir Sie wieder in den Stadtrat wählen?

Ich setze mich weiterhin hoch motiviert und mit viel Erfahrung für eine sozial und ökologisch nachhaltige Stadt Zürich ein. Nun gilt es, die Stossrichtungen aus den kommunalen Richtplänen umzusetzen und den gemeinnützigen Wohnungsbau deutlich weiter zu stärken sowie mit Hochdruck auf das 2000-Watt-Ziel hinzuarbeiten. Gemeinsam mit dem Stadtrat, meinen MitarbeiterInnen, dem Gemeinderat und der Bevölkerung suche ich tragfähige Lösungen.

 

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