Wandertipps: Emmental, Säntis, Rossberg
Herbstzeit ist auch Wanderzeit: Drei Wandertipps, die mehr oder weniger Schweiss produzieren.
Emmental
Gegen fünf Stunden dauert die Wanderung von Röthenbach über die Natersalp und die Honegg in den kleinen Sportort Innereriz. Es ist eine Wanderung mit rund 700 Höhenmetern hinauf und gegen 400 Höhenmetern hinunter, wobei sowohl die Auf- (mit einer kurzen Ausnahme) wie die Abstiege eher sanft sind. Es ist eine Wanderung im rauheren Teil des Emmentals. Wir durchwanderten meist Weidegebiet, teilweise auch Alpwiesen, wobei die Kuhherden (einige mit Stier) beachtlich gross waren. Der Hauptnachteil der Wanderung sei auch gleich erwähnt: Von Zürich aus sind An- und vor allem Rückreise recht lang. Wir verliessen um 7 Uhr das Haus und kamen knapp vor 19 Uhr wieder an. Anderseits: Die beiden längeren Postautofahrten von Signau nach Röthenbach und von Innereriz nach Thun haben ihren Reiz und zeigen, dass die hohen Infrastrukturkosten des Kantons Bern für Täler mit vielen Schluchten und recht wenigen BewohnerInnen keine Erfindung zur Rechtfertigung des Finanzausgleichs sind.
Wälder voller Beeren
Die Wanderung beginnt in Röthenbach recht unspektakulär: Bis zur Natersalp überwindet man recht kontinuierlich 400 Höhenmeter. Ein erstes kurzes Stück auf Hartbelag, nachher meist auf breiten Kieswegen. Ein Anstieg, wie es ihn an vielen Orten gibt. Bei der Natersalp beginnt weiterhin auf breiten, ungeteerten Wegen ein Höhenweg mit einer prächtigen 360-Grad-Sicht auf Wiesen und in tiefe Schluchten. Vor sich hat man bald die bewaldete Honegg und dahinter die Hohgant. Die Passhöhe Schallenberg bietet nach rund zwei Stunden Gelegenheit für einen Kaffee. Hinauf zum Turner und nach einem kurzen Zwischenabstieg dann auf die Honegg (mit einer steilen Viertelstunde) wurden die Wege zu meinem Vergnügen schmaler. Hinunter zum Endziel schlängelt man sich durch Wiesen, Moore und Wälder voller Beeren (die Heidelbeeren waren bereits gegessen), entlang von Bächen; wie in einer Märchenwelt. Dabei blickt man auch auf massive Felsbrocken, auf eine eher alpine Landschaft. Dass mir der zweite Teil der Wanderung viel besser gefiel, hängt auch mit dem Wetter zusammen: Während es zu Beginn noch etwas nieselte, durchliefen wir das letzte Drittel in einem Bilderbuchherbsttag. Mein Gesamteindruck: eine eher unspektakuläre Wanderung, mit viel Viehlandwirtschaft und den schönen Berner Bauernhäusern, angenehm und irgendwie rhythmisch zum Wandern. Die grösste Anforderung ist die Länge von knapp fünf Stunden. Und man darf keine Angst vor Kühen haben, da sie die Wanderwege als ihr Liegeeigentum betrachten. kl.
Via Öhrli
Um den Aufstieg von Weissbad auf den Säntis via Schäfler und Öhrli genau zu beschreiben, brach ich am letzten Donnerstag zur Wiederbesichtigung auf. Der Wind machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er wehte oberhalb der Waldgrenze so stark, dass ich kaum mehr vorwärts kam. Die Aussicht, noch mehrere Stunden vor allem mit dem Wind zu streiten, liess mich zum Seealpsee abbiegen. Auch eine schöne Wanderung, aber dennoch fuxte mich die Routenänderung. Der Alpstein präsentierte sich mit einem blauen Himmel und einer Sicht, wie man sie nur an ganz wenigen Herbsttagen antrifft.
Dann halt in die Erinnerungen. Vom Bahnhof Weissbad den Wegweisern nach dem Schäfler folgen. Über Wiesen geht es recht angenehm und sanft bergauf. Auf dem Teersträsschen angelangt, benötigt man etwas Geduld, um die reizvollste Variante, den Kuhschnurweg zum Schäfler zu erwischen. Erst abbiegen, wenn dieser Weg explizit angeschrieben ist. Der Kuhschnurweg windet sich in einem steilen und finsteren Wald die Felswand hinauf, und mit etwas Glück begrüsst einen in der Gartenalp die Sonne. Bis zum Schäfler nach rund drei Stunden geht es von hier ein ruhige Stunde kontinuierlich auf 1900 Metern relativ bequem hinauf.
Gestärkt (die süsse Spezialität des Berggasthauses ist der Schnorzifladen) beginnt der alpine Teil: Zunächst auf einem gut gesicherten Gratweg wieder etwa 100 Höhenmeter hinunter bis zur Gabelung Messmer/Säntis. Dort wird es zum Tal des Öhrli steil. Der Name leuchtet sofort ein, wenn man den Berg sieht. Man wandert wieder eine kurze Zeit über Wiesen mit vielen Blumen, dann kommt man in die Steine. Links imposante Felsen, rechts der Schotterhang, auf dem man sich hinaufkämpft: mit Glück sieht man Gemsen oder Steinböcke, Murmeltiere hört man meistens. Nach der Überwindung einiger Felsen läuft man – nun mit Sicht auf den Säntis und die anderen Ketten des Alpsteins – wieder auf Gras, das die Rinder vom «oberen Messmer» im Hochsommer für kurze Zeit geniessen. Nach einer knappen halben Stunde ist es vorbei mit den schönen Blumen und Schmetterlingen. Es folgt die letzte Stunde, steil, meist im Geröll und zum Schluss mit leichtem Klettern. Je nach Jahr bleibt mehr oder weniger Schnee (der blaue Schnee), was das Wandern erleichtert.
Die Tour erfordert Kondition (zwischen sechs und sieben Stunden bergauf), es sollte nicht gerade die erste in den Bergen sein. Sie ist aber gut gesichert. Ohne Trittsicherheit und eine relative Schwindelfreiheit macht es indes keinen Spass. kl.
Rossberg
Vorweg: es handelt sich hier nicht um den berühmten Bergsturz-Rossberg bei Goldau, sondern um den Rossberg zwischen Hütten und Schindellegi. Ausgangspunkt ist die SOB-Station Samstagern (628 m.ü.M.). Von hier gehts gemächlich hinauf via «Bellen» – Schlachtgelände 1. Vilmergerkrieg – hinauf zum Hüttnersee. Ab da gehts steiler hinauf und nach ca. 55 Minuten ist man in Hütten (740 m.ü.M.). Hier hat man in Richtung Hirzel einen herrlichen Blick auf die Moränenlandschaft und auf den Zürichsee. Wer sich diese Steigung ersparen will, fährt von Wädenswil mit dem Postauto (Bus 160) nach Hütten-Schulhaus hoch.
Neben der katholischen Kirche vorbei wieder hinunter an die Sihl. Nach der Brücke gehts links hinauf einem Bach entlang, der über Dutzende Stufen in die Tiefe plätschert. Der Weg hier ist bis auf halbe Höhe zum Rossberg asphaltiert, man ist fast immer zwischen Bäumen. Dann sieht man die Krete in Sicht. Ist aber lediglich ein vorgelagerter Hügelzug, der einen Blick auf saftige Wiesen und grasende Tiere gibt. Von hier aus überblickt man den ganzen unteren Zürichsee von Meilen über den Pfannenstiel, Stadt Zürich bis zur Albiskette.
Und plötzlich ist man oben auf dem Rossberg (1012 m.ü.M.). Das Restaurant, seit 1994 in Genossenschaftsbesitz, hat Montag und Dienstag geschlossen. Von hier aus sieht man – umgeben von Bachtel, Säntis und Speer – den ganzen Obersee und in die Glarner- und Wägitaler-Berge.
Kürzerer oder längerer Abstieg
Nun heisst es sich entscheiden! Kürzer ist der Direktabstieg nach Schindellegi (750 m.ü.M.) mit 45 Minuten Wanderzeit. Unbedingt beim Wasserreservoir links hinunter gehen und so das Industriequartier umgehen. Länger und nochmals höher gehts via Dreiländerstein (1186 m.ü.M) – Grenze der Kantone SZ, ZG und ZH – auf die Krete des Höhronen zum Wildspitz (1205 m.ü.M.) und von da via Chrüz nach Schindellegi (übers Fuseli) oder Biberbrugg (830 m.ü.M.) runter. Alles auf Waldwegen, teilweise etwas stotzig, aber mit Blick auf den Zürichsee und das Hochmoor von Rothenthurm. Zeit für diese Abstiegsvarianten ca. zwei Stunden.
Wer nicht volle drei Stunden – offizielle Angaben – laufen will, wählt Hütten via Rossberg nach Schindellegi – auch wintertauglich. Wer rund viereinhalb Stunden laufen und etwas mehr schwitzen will, wählt Samstagern-Hütten-Rossberg-Wildspitz-Schindellegi/Biberbrugg. Alles mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Hilfreich dabei ist die Landeskarte 1:25 000, Blatt 1132, «Einsiedeln». hk.