Rabenkrähen sind sehr anpassungsfähig und leben sowohl in Kulturlandschaften als auch in Städten. (Bild: Angela Bernetta)

Vom Krächzen zur Nachhaltigkeit

Krähen machen sich in den Herbst- und Wintermonaten durch ihr markantes Krächzen bemerkbar. Die intelligenten Rabenvögel spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem.

Wer in den kälteren Monaten unterwegs ist, kennt das alljährliche Schauspiel: Überall versammeln sich Krähen, beobachten aufmerksam die Passantinnen und Passanten und halten nach Futter Ausschau. «Junge Rabenkrähen leben gerne in Schwärmen, da ihnen die Gemeinschaft Schutz vor Feinden bietet und Informationen über Nahrungsquellen vermittelt», erklärt Stefan Bachmann von BirdLife Schweiz. Rabenkrähen gehören wie die Saatkrähen, Kolkraben, Dohlen, Eichelhäher und Elstern zur Familie der Rabenvögel. Einige dieser Arten sind, wenn auch nicht alle, hierzulande weit verbreitet. 

Kolkraben sind selten

Im Kanton Zürich dominieren vor allem Rabenkrähen (Corvus corone). «Sie sind sehr anpassungsfähig und leben sowohl in Kulturlandschaften als auch in Städten», sagt Bachmann. Brutpaare sind territorial, während junge Rabenkrähen, die noch kein eigenes Revier haben, in Schwärmen umherziehen. Die Saatkrähe (Corvus frugilegus), die offene Landschaften bevorzugt, ist in der Region dagegen selten. «Sowohl Raben- als auch Saatkrähen sind Allesfresser und passen ihre Nahrungssuche an das verfügbare Angebot an», ergänzt Bachmann. «Der Kolkrabe hingegen ist im Mittelland eine Seltenheit und brütet derzeit nur am Albis.» Andere Arten wie der Eichelhäher findet man häufiger im Wald, während die Elster oft in städtischen Gebieten anzutreffen ist. Weltweit gibt es etwa 120 Arten von Rabenvögeln, die jeweils unterschiedliche Lebensgewohnheiten haben.

Rolle im Ökosystem

Rabenvögel spielen eine wesentliche Rolle im Ökosystem. «Als Aasfresser verhindern sie die Ausbreitung von Krankheiten, indem sie Kadaver schnell beseitigen», erklärt Bachmann. «Zudem tragen sie zur Verjüngung der Vegetation bei, indem sie Samen verbreiten, wenn sie Früchte und Nüsse verzehren.» In Städten profitieren sie von weggeworfenen Nahrungsresten, während intensive Landwirtschaft und Pestizide ihre Lebensgrundlage gefährden können. Einige Arten, wie die Dohle, sind davon stärker betroffen als die anpassungsfähigen Rabenkrähen.

Konflikte mit Menschen

Trotz ihrer ökologischen Bedeutung rufen Krähen in menschlichen Siedlungen gelegentlich Unmut hervor. «Saatkrähen können im Siedlungsraum für Ärger sorgen, da sie in Kolonien brüten», bestätigt Bachmann. Ihr lautes Krächzen, mit dem sie sich innerhalb der Kolonie verständigen, stört viele Menschen. Ausserdem kommt es in der Nähe von Brutkolonien häufig zu Verschmutzungen, etwa auf parkenden Autos, Spielplätzen und Parkbänken. Auch in der Landwirtschaft werden Rabenvögel manchmal als Schädlinge angesehen, da sie Feldfrüchte wie Mais, Weizen und Obst fressen. Um solche Konflikte zu bewältigen, setzen Fachleute auf nicht-tödliche Methoden wie Vergrämung, den Einsatz von Schutznetzen für Ernten und angepasste Abfallentsorgung.

Nachhaltige Schutzprogramme

Rabenvögel beeindrucken durch ihre Intelligenz und sozialen Strukturen. «Sie lösen komplexe Probleme, nutzen Werkzeuge und lernen durch Beobachten», betont Bachmann. «Einige von ihnen verstecken Futter und finden es später wieder.» Auch ihre sozialen Strukturen und Kommunikationsfähigkeiten sind bemerkenswert.  

In der Schweiz setzt man auf nachhaltige Programme, um den Schutz dieser Vögel zu gewährleisten. Durch gezielte Bildungs- und Aufklärungsarbeit soll das Bewusstsein für die ökologische Bedeutung dieser Vögel nachhaltig geschärft werden. Der Fokus liegt dabei auf der Erhaltung ihrer Lebensräume und der Förderung ihrer Akzeptanz in der Bevölkerung.

Rabenkrähen in der Schweiz

Der Bestand an Rabenkrähen ist seit 2004 gestiegen und liegt schweizweit stabil bei 80 000 bis 120 000 Paaren. Auch die Zahl der Saatkrähen nimmt zu, ist jedoch mit 5800 bis 7300 Paaren nach wie vor relativ niedrig. Saatkrähen geraten aufgrund ihres oft als störend empfundenen Verhaltens ins Visier von Abschuss- und Vergrämungsmassnahmen. Der Bestand der Dohlen nimmt zwar etwas zu, doch steht die Art mit 1250 bis 1500 Paaren schweizweit auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Der Kolkrabe wurde lange Zeit verfolgt, steht heute jedoch unter Schutz. Mit 2000 bis 3000 Paaren schweizweit hat sich der Bestand zwar erholt, stagniert jedoch in jüngster Zeit. Positiver sieht es bei den Eichelhähern und Elstern aus: Mit 60 000 bis 75 000 Brutpaaren haben die Eichelhäher einen stabilen Bestand, ebenso die Elstern, deren Population sich auf 35 000 bis 40 000 Paare beläuft.

Quelle: Vogelwarte Sempach