(Bild: Hartmut Pöstges)

Verzinktes Blech

Was bleibt einem Clown ausser der Kalauerattacke auf imaginäre Windmühlen, wenn die Welt reihum verrückt spielt und sich dabei gebärdet, als wärs das Normalste überhaupt.

Peter Spielbauer redet sich nicht in Rage, sondern sucht Besänftigung im Sinn. Also irgend­einem. Denn der ursächlich dafür gehaltene ist abhandengekommen. Wenn aber gar nichts mehr gilt, was gemeinhin als Leitplanke angenommen worden ist, kann ja auch geradeso gut vom Sockel gestossen werden, wen die kulturelle Historie mit Deutungshoheit bedacht dort zurückgelassen hat. «Zu kurz gedacht» ist eine von Peter Spielbauers Lieblingsquintessenzen. Nicht, dass es ihm unterlaufen würde, er redet sich vielmehr um Kopf und Kragen bis über die Fragwürdigkeit eines inneren Zusammenhanges hinaus selbst in ein Abseits eines sich selbst erfüllenden Paradoxes. Aber generell scheint er durchaus eine Gleichmütigkeit gegenüber der Diskrepanz zwischen vorhande­nem Wissen und der Bereitschaft, dieses im Handeln mitzuberücksichtigen, ausgemacht zu haben. Landläufig, da ungeheuer weit verbreitet, wird solches natürlich nicht an Irrsinn angesehen. Als Narr in Gelb, als der er sich unter anderem auch versteht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein Publikum mittels barer Überforderung aus der Denklethargie zu schubsen und zu hoffen, die erweiterten Möglichkeitsräume, die er in den fabulierfreudigsten Farben ausmalt, würden als Chancen wahrgenommen, darüber einen eigenen Ansporn zu entwickeln, die Welt, das Leben darin, das Universum und die Beschränktheit der eigenen Wirkmacht nicht mehr nur aus einer reinen Passivität heraus hinnehmen zu wollen. Zum Beispiel Wasser. Ein ausserordentlich faszinie­rendes Element für jene, die genauer hinzusehen, hinzuhorchen und Wissen nachzubessern bereit sind. Auch Wasser verhält sich paradox. Verliert sich aber nicht darin, sich darin zu beschränken, sondern fliesst weiter, verdampft, gefriert und tropft getreu der Schwerkraft meist hinab. Eine Logik vermutet Peter Spielbauer schon auch im Dasein als solchem, die zu ergründen lange als ein zentraler Antrieb angenommen wurde und die auch zu raffinierten Lösungen wie verzinktem Blech geführt hatten. Nur wohin sich offenbar die gefühlte Notwendigkeit dazu verflüchtigt haben soll, will ihm partout nicht einfallen. Denn getreu einer anderen physikalischen Regel müsste ein Vakuum während des eigenen Enstehungspro­zesses eine Sogkraft auf etwas Nächstes entwickeln, das an dessen statt den Raum einnehmen wollte. Wenn der Gedanke als solches aber die Energie ist, die sich ziellos zu verdünnisieren im Begriff ist, wird die Vorstellungskraft mit der Folgefrage recht arg strapaziert, was an deren Stelle als wertiger Ersatz überhaupt infrage kommen könnte. Nichts kanns ja nicht sein, denn auch das nur schon zu definieren, benötigte ja eine Denkleistung, was wiederum paradox wäre. 

«Wishi Washi», 10.10., Theater Stok, Zürich.