- Im Kino
Unbeholfen
Feierliche Anlässe sind in dieser ruralen Gegend selten. Ganz im Gegensatz zu Gründen, sich volllaufen zu lassen. Totone (Clément Faveau) ist vielleicht 17 Jahre alt und lebt ohne brüllend verheissende Zukunftsaussichten mit dem Vater und der kleinen Schwester auf einem Minihof mit Kleinstkäserei. Louise Courvoisier zeichnet ihn nicht unbedingt augenscheinlich als einen Sympathieträger. Vielmehr als Schlitzohr mit feige-hinterrücksen Rachetendenzen, mit nur leidlichem Interesse einer Unterscheidung zwischen Mein und Dein und relativ vulkanartig ausbrechendem Energieüberschuss. Nachdem er seinen Vater volltrunken ins Auto gesteckt hatte, damit dieser eine der seltenen Feiern verliesse, fuhr dieser gegen einen Baum und Totone und die vielleicht siebenjährige Claire (Luna Garret) stehen alleine da. Trotz den bestehenden Dorffeindschaften stellt ihn ein Freund des Vaters in der grossen Molkerei als Gehilfe an. Diese Chance verspielt Totone im Handgemenge mit Gleichaltrigen im Nu. Mithilfe seiner besten Freunde Francis (Dimitry Bodry) und Jean-Yves (Mathis Bernard) versucht er, natürlich leidlich naiv, dafür ebenso unverfroren wie unbeholfen, als Käser auf eigene Beine zu kommen. Dafür bandelt er mit der vergleichbar spröden Marie-Lise (Maïwène Barthelemy) an, die einen 140 Hektar grossen Land- und Milchwirtschaftsbetrieb ganz alleine schmeisst. Während Totone körperlich mit Marie-Lise zugange ist, klauen ihr seine Kumpels heimlich eimerweise Milch, woraus die drei – nach einem existenziellen Zank Totone alleine – in althergebrachter Weise über dem Feuer selber Käse herstellen wollen. Natürlich in der Absicht, den ortsbesten und damit eine Geldprämie zu erringen. Dass Lab in die gewärmte Milch gehört etwa, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach und nach entwickelt der ungehobelte und bislang unbeschwert in den Tag hineinlebende junge Mann ein Verhältnis zu Verantwortung, wozu auch Aufrichtigkeit gehört.
«Vingt Dieux» spielt in den Kinos Houdini, Movie.