Das automatische Uhrwerk mit all seinen ineinander greifenden Rädchen und einer Unruh, die trotz allem eine stoische Regelmässigkeit in der Bewegung hinlegt, ist die menschliche Erfindung, die dem Traum des Perpetuum mobile am nächsten kommt. Wenn jetzt die Tanzcomany von Guy Nader und Maria Campos in «Time takes the time time takes» das Phänomen der Zeit, also eines der letzten grossen unerforschten Mysterien zum Anlass nimmt, um darüber eine Choreographie zu entwickeln, treffen zwei Uraltträume der Menschheit aufeinander. Ein Mechanismus, der seine Energie aus sich selbst heraus schöpft und die Beherrschung eines unaufhaltsam vorwärtstreibenden Fakts. Klingt sehr viel abstrakter, als es die fünf Tänzer:innen auf einer Bühne umsetzen. Zur besseren Illustrierbarkeit eines unaufhörlichen Tickens wählt das Duo als dominierende Symbolik das schwingende Pendel. Die parallele Assoziation zu den Zahnrädchen, die passgenau ineinandergreifen, und einer für sich allein besehen recht einfältig erscheinenden Aufgabe wie dem Drehen erst im Zusammenspiel eine regelrechte Sinnhaftigkeit verleihen, wird schnell offenkundig. Aber, und hier liegt die Krux respektive natürlich die Poesie dieser Arbeit, die Zahnrädchen hier beherrschen ihr Metier so souverän, dass sie sich während ihrer Erledigungen mit Experimenten und Grenzerweiterungen beschäftigen können. Kurz: Sie entwickeln einen Spieltrieb. Und dieser führt sie, im Nachhinein erscheint jede bahnbrechende Erfindung nachgerade augenscheinlich, ähnlich wie Abraham Louis Breguet zum Schluss, die Möglichkeiten würden nochmals ungeahnt erweitert werden können, wenn die Dimensionen innerhalb eines Bewegungsablaufs gesprengt würden. Er legte die Unruh für die Taschenuhr quer und erfand das Tourbillon, die Company die komplett raumgreifende Performance und darin fast schon die Überwindung der Schwerkraft an sich.
«Time takes the time time takes», 21.11., Tanzfestival, Winterthur.