Was haben die Kinderbuchautorin der Welt und Wladimir Putin gemeinsam? Wenn es nach letzterem geht, sind beide Opfer der sogenannten Cancel Culture. «J.K. Rowling wurde kürzlich gecancelt, weil sie den Fans der sogenannten Gender-Freiheit ein Dorn im Auge war», sagte Putin vergangene Woche an einer Pressekonferenz. Die Autorin der Harry Potter-Reihe hatte in den letzten Jahren vor allem mit transphoben Aussagen von sich reden gemacht und dafür berechtigte Kritik geerntet. Und jetzt, so der Kreml-Chef weiter, versuche der Westen Russland, seine Bevölkerung und seine Kultur zu canceln.
Die unabhängige linke Zürcher Zeitung
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Selbstinszenierung in Kriegszeiten
Andrej Markovic ist Historiker mit Schwerpunkt in osteuropäischer Geschichte und in der Fachkommission Frieden und Sicherheit der SP Schweiz aktiv. Im Gespräch mit Sergio Scagliola ordnet er die politische Kommunikation der involvierten Parteien zeitgeschichtlich ein und versucht, deren ideologische Selbstinszenierung und die westliche Rezeption zu kontextualisieren.
Keine Kleinigkeiten
Ich muss zugeben, dass ich relativ lange die Nachrichten rund um die Ukraine mehrheitlich verdrängt habe. Vielleicht aus einem Gefühl heraus, dass nach zwei Jahren Pandemie die Sehnsucht nach Normalität gewachsen ist. Nach einem Aufatmen. Nach der Beschäftigung mit kleineren Problemen, persönlich und politisch. Nach der Ansprache des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom Montag war aber klar, dass diese Sehnsucht sich wohl kaum erfüllen wird.