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Selbstinszenierung in Kriegszeiten

Andrej Markovic ist Historiker mit Schwerpunkt in osteuropäischer Geschichte und in der Fachkommission Frieden und Sicherheit der SP Schweiz aktiv. Im Gespräch mit Sergio Scagliola ordnet er die politische Kommunikation der involvierten Parteien zeitgeschichtlich ein und versucht, deren ideologische Selbstinszenierung und die westliche Rezeption zu kontextualisieren. 

Dieser Krieg

Jetzt ist also Krieg. Noch zählen wir ihn in Tagen. Die europäische Friedensordnung, wenn es denn so eine gab, ist endgültig beendet. Nicht digital, sondern hundskommun, mit Bodentruppen, Panzern und Luftangriffen. Wenn ich die Nachrichten schaue, dann meine ich, eine Verfilmung der Vergangenheit zu sehen. So habe ich das in der Schule noch gelernt, so war damals der Krieg, und wir meinten, er sei nun weiter, digitaler, nun ist er so wüst wie eh und je. Die Menschen in diesem Film sind in Farbe, nicht mehr schwarz-weiss, wie ich das in Erinnerung habe, die Kleider, die sie tragen, kenne ich, die gleichen Marken kaufen wir auch hier. Der Krieg ist nah und wahr. Wir haben das so nicht erwartet. Noch vor einer Woche meinten wir kollektiv, es sei ein Bluff. Es ist Krieg.