- Stadt Zürich
Steht ein Hochhaus schräg in der Landschaft?
Zwist im linken Lager ist meistens eher eine stilistische Frage. Hier geht es aber um den Inhalt. Beim geplanten UBS-Hochhaus in der Nähe des Bahnhof Altstetten sind sich SP, Grüne und AL nicht einig. Heute besteht ein Dienstleistungszentrum der UBS mit rund 2800 Mitarbeitenden in der Nähe des Bahnhof Altstetten. Das Zentrum besteht aus zwei Grundstücken. Das Gebäude auf dem Areal VZA1 ist sanierungsbedürftig und soll ersetzt werden. Gemäss den Plänen der UBS soll dort ein Hochhaus in nachhaltiger Holz-Beton-Konstruktion mit einer Höhe von rund 110 Metern gebaut werden. Da dies im Rahmen der BZO nicht möglich ist, hat die UBS den privaten Gestaltungsplan «Areal VZA1» erarbeitet, sie leistet dafür einen Mehrwertausgleich. Der Gestaltungsplan erlaubt eine Nutzung durch Handels- und Dienstleistungsbetriebe, Schulungsangebote, Kinderbetreuungseinrichtungen und wenig störende Gewerbebetriebe. Wohnungen oder Einkaufszentren sind nicht möglich. Es sind publikumsorientierte Nutzungen wie Läden, Restaurants oder Kinderbetreuungseinrichtungen auf der West- und Südseite im Erdgeschoss vorgeschrieben. Zudem soll in einem der obersten Geschosse eine öffentlich zugängliche publikumsorientierte Nutzung für mindestens 25 Stunden pro Woche angeboten werden (was die Jungen Grünen als unnütze Rooftop-Bar bezeichnen). Im Gestaltungsplan sind auch verschiedene ökologische Massnahmen geregelt. So ist eine unversiegelte Fläche von mindestens 1800 Quadratmetern vorgegeben und es wird eine Pflicht zum Pflanzen von Bäumen festgelegt. Ein grosser Teil des Aussenraumes sowie eine Fusswegverbindung zwischen Vulkanstrasse und -platz müssen so gestaltet werden, dass sie auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können. Mit dem Gestaltungsplan werden zudem Regelungen für einen möglichst nachhaltigen und klimafreundlichen Bau und Betrieb des neuen Gebäudes festgelegt. Die Vorschriften zum Energieverbrauch sind auf das Klimaschutzziel Netto-Null 2040 abgestimmt. So sind die Vorgaben von Minergie beziehungsweise Minergie-Eco einzuhalten. Das Hochhaus braucht daneben eine Anlage zur Stromproduktion, mit der ein Anteil des eigenen Strombedarfs gedeckt werden kann.
Junge Grüne befürchten Gentrifizierung
Nachhaltige Konstruktion sowie ökologische Massnahmen Gestaltungsplan tönen eigentlich gut, aber dennoch haben die Jungen Grünen das Referendum ergriffen. Sie fürchten, dass rund um den Bahnhof Altstetten eine zweite Europaallee entstehe. Das führe zu einer Gentrifizierung und zu unzahlbaren Wohnungen in der Umgebung. Es brauche zudem mehr Wohnungen statt neuer Büros. Das Hochbaudepartement habe beim Mehrwertausgleich verpasst, preisgünstige Wohnungen zu fordern und stattdessen eine Rooftop-Bar erwirkt, was niemand brauche. Den Jungen Grünen sind Hochhäuser sowieso ein Dorn im Auge, wie Martin Busekros von den Jungen Grünen im P.S. vom 24. Mai ausführt: «Ich gehe davon aus, dass das Thema Hochhäuser die persönliche Agenda des Hochbauvorstehers ist, sein Fingerabdruck, den er auf der Stadt hinterlässt. Meiner Meinung nach ist dieser weder schön noch nachhaltig.»
Auch Grüne und AL waren im Gemeinderat vom Gestaltungsplan ebenfalls nicht überzeugt. Sie werfen dem Stadtrat vor, nicht gut verhandelt zu haben. Brigitte Fürer (Grüne) meinte im Gemeinderat in der Debatte vom 10. April: «Die zentrale Frage ist, was die UBS und die Stadt bekommen.» Die UBS bekomme eine Nutzungsmöglichkeit von 750 Prozent. Die Stadt hingegen bekommt «ein Stückchen Velodirektroute entlang der Aargauerstrasse». Das Land dafür müsse die Stadt teuer kaufen, obwohl der Veloweg sowieso im Richtplan eingetragen ist. Es gäbe zudem Probleme mit der Erschliessung der Tiefgarage. Die Einbettung ins Quartier müsse eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Es sei zudem zu wenig Freiraum für die geplante Zahl Arbeitsplätze geplant. Tanja Maag (AL) mahnte in der Debatte zudem, man solle sich nicht von den Visualisierungen verführen lassen: «Die Ästhetik ist für die AL nicht das Prüfkriterium für den Bau eines Hochhauses.» Ein Hochhaus soll immer eine Ausnahme sein und je höher das Hochhaus sei, «desto mehr muss es aus ökologischer, städtebaulicher und sozialer Sicht leisten.» Und dies sei in der Abwägung nicht der Fall. Grüne und AL kritisieren zudem, dass die Netto-Null-Ziele nicht verbindlich gesichert werden konnten und dass die Begrünung mit Bäumen und Grünflächen ungenügend sei.
Zentralisierung der Arbeitsplätze sinnvoll
Die SP hingegen befürwortet den Gestaltungsplan. Zum einen glaubt sie nicht, dass an dieser Stelle Wohnungen besser geeignet wären als Arbeitsplätze. SP-Gemeinderätin Angelica Eichenberger sagte im P.S. vom 24. Mai: «Die Frage ist leider nicht, ob es ein Hochhaus braucht, sondern eher: Was würde die UBS sonst machen? Sie dürfen bauen, sie wollen bauen und sie müssen keine Wohnungen bauen. An diesem Standort ist vielleicht ein Bürogebäude sogar sinnvoller, weil es durch den Bahnhof gut erschlossen ist.» Es sei auch aus Sicht der UBS durchaus sinnvoll, dass Arbeitsplätze zentralisiert werden. Das gäbe auch die Chance, allenfalls freiwerdende Büroflächen nutzen zu können. SP-Gemeinderat Marco Denoth hob in der Gemeinderatsdebatte das Positive der Mehrwertausnutzung hervor: «Es gibt einen städtebaulichen Vertrag mit den Grundeigentümer:innen, der die Aufwertung des Aussenraums festhält, indem Parkplätze entfernt und je ein Fuss- und Veloweg auf dem Areal erstellt werden.» Die SP begrüsse zudem, dass «das Projekt als Holz-Beton-Hybridbau einen Beitrag an die CO2-Neutralität leistet.» Es könne dabei zum «Vorzeigeprojekt in Sachen ökologischer Hochhausbau» werden.