Starke gestärkt, Schwächere geschwächt

 

Mit Spannung waren sie erwartet worden: die Anträge des Winterthurer Stadtrats zur Erneuerung der befristeten Kultursubventionen. Am Montag wurden sie veröffentlicht.

 

Matthias Erzinger

 

Mehr Geld insgesamt – rund 2,8 Millionen Franken statt bisher 2,5 gehen an 21 Institutionen. Die Tendenz: Starke erhalten mehr, schwächere weniger…

Nicht schlecht gestaunt hat die Winterthurer Kulturszene am Montag, als die Anträge des Stadtrates zur Erneuerung der befristeten Subventionsverträge veröffentlicht wurden: Der durch SVP, FDP und CVP dominierte Stadtrat will die Gesamtsumme um rund 12 Prozent erhöhen. Neu werden 21 Institutionen gefördert, nicht mehr unterstützt wird die Konzertreihe Jazz in Winterthur. Die Konzertreihe war zuletzt weniger stark besucht. Der dadurch freiwerdende Betrag wird faktisch zum Verein OnThur verschoben, in dem sich verschiedene Musikklubs zusammengeschlossen haben. Sie erhalten neu 375 000 statt wie bisher 295 000 Franken.

 

Mut des Kinos Cameo belohnt

Den grössten Brocken erhält nach wie vor das Fotomuseum neu mit rund 460 000 Franken, über eine deutliche Erhöhung freuen dürfen sich das Kurzfilmfestival (von 93 000 auf 180 000) und das neue Kino Cameo, welches für seinen Mut mit einer Beitragserhöhung von 62 000 auf 100 000 belohnt wird. Von den neu unterstützten Institutionen sticht der Kunstraum «oxyd» heraus, der bisher einzelne Projektbeiträge erhielt und neu mit wiederkehrenden 30 000 Franken rechnen kann.

Eher lange Gesichter machten dafür die Verantwortlichen des Sommertheaters, das mit leichten Komödien ein eher gesetzteres Publikum anspricht und das eine Reduktion um 50 000 auf neu 200 000 hinnehmen muss, oder das Theater am Gleis, dessen Beiträge ebenfalls neu strukturiert und gesamthaft gesehen gesenkt wurden. Beim Sommertheater geht der Stadtrat davon aus, dass dieses den wegfallenden Betrag durch zusätzliche Sponsoringeinnahmen wettmachen kann.

Tendenziell entsprechen die Erhöhungen und Kürzungen dem neuen Kulturleitbild, das eine stärkere Fokussierung auf Foto/Film und Musik postuliert. Als weitere Beurteilungskriterien standen die Aspekte Professionalität und Relevanz im Vordergrund, wie der Stadtrat schreibt. «Subventionsverträge werden primär mit jenen kulturellen Einrichtungen abgeschlossen, die einen festen betrieblichen Anteil haben und eine Arbeitgeberfunktion erfüllen und deshalb auf mehrjährige Planungssicherheit angewiesen sind.»

 

Zurückhaltende Reaktionen

Obwohl die Neuigkeiten aus dem «Superblock» auf den ersten Blick überraschend positiv erscheinen, reagierten Vertreterinnen und Vertreter der Kulturszene eher zurückhaltend. Das liegt vor allem daran, dass die neuen Verträge nun noch durch den Gemeinderat abgesegnet werden müssen und dessen Sparallianz als ziemlich unberechenbar gilt – und demzufolge auch ihrem Stadtrat in den Rücken fallen könnte. Diese Entscheide dürften frühestens im Mai fallen (siehe P.S. vom 29. Januar).

Zudem ist momentan nicht klar, ob die Erhöhung bei den Subventionsverträgen durch eine Reduktion der freien Projektbeiträge teilweise ausgeglichen wird, was natürlich die Freude in der Kulturszene ebenfalls dämpfen würde. Diese Beiträge stehen aber im Moment nicht zur Debatte und werden im Rahmen des ordentlichen Budgets festgelegt. Die Subventionsverträge umfassen rund 8 Prozent des Winterthurer Kulturbudgets. Der grössten Teil davon geht an Theater, Bibliotheken, Museen und Musikkollegium.

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