- Stadt Zürich
Städtebauliche Handlungsräume
Eine respektable Anzahl von Nicht-Journalist:innen hatte es am Mittwoch zur Pressekonferenz der ZAS* im Ämtli für Städtebau geschafft. Menschenmassen an einem kleinen Weihnachtsmarkt, wie er gerade auf dem Werdmühleplatz steht, sind eigentlich eher um den Glühweinstand zu erwarten – aber die Stände waren zu, Glühwein gab es (zumindest um 15:00) auch nicht, dafür eine Diskussion über Raumplanung und die städtebauliche Zukunft der Stadt Zürich sowie eine kleine Ausstellung dazu. Das Ämtli als Anti-Amt zum vis-à-vis liegenden Amt für Städtebau beäugt die Tätigkeit des grossen Geschwisters und will auch mal ungefragt sagen, wo es lang gehen soll. Das hiess es zumindest im September.
Hochstapeln, aufwerten, mitreden
So hat die ZAS* innert der letzten dreieinhalb Monate Vorschläge und Handlungsfelder herausgearbeitet, die auf die politische, gesetzliche oder auch soziale Ebene abgeleitet werden sollen. Das Ziel: Ein offenes Zürich. Die ZAS* legt aber neben dem Wunsch, einen gesellschaftlich breiteren Diskurs über Stadtplanung anzustossen, auch konkrete Forderungen vor, die auf das politische Parkett sollen. Im Zentrum – und auch im Grundgedanken des Ämtli für Städtebau – steht die Partizipation, weshalb die Handlungsräume auch keineswegs eine abschliessende Auswahl sein sollen. Über das Stimmrecht für alle hat die ZAS* bereits in einer Kolumne im P.S. vom 6.12. geschrieben. Dass alle, die eine Stadt bewohnen und somit mitgestalten, über ihre Entwicklungen und Veränderungen abstimmen können sollen, ist nach wie vor ein zentrales Anliegen. Auch die Forderung nach einem transparenten öffentlichen Grundbuch ist gewissermassen ein alter Hut, dennoch spielt die Bodenfrage eine wichtige Rolle. Genauer die Frage nach dem Einfluss der Immobilienlobby in der Politik und die Frage, ob die Rechte der Mieter:innen von Politik, die den Grundbesitzer:innen dient, überschattet werden, ist in der Zeitung nachzulesen, die die ZAS* anlässlich ihres Zwischenfazits produziert hat. Die Besitzverhältnisse in einer Stadt zu kennen, sei zentral für die Auseinandersetzung mit ihr. Weiter – und vielleicht etwas überraschend – spielt im ZAS*-Sonderblatt auch die Aufstockungsinitiative der FDP eine Rolle. Obwohl der Stadtrat die Initiative als ungültig erklärt hat und obwohl sie in Bezug auf das Problem der explodierenden Mieten nur eine ungenügende Betrachtungsweise erlaube, bleibe die Kernfrage, wie man den Baubestand sinnvoll nutzen und somit Abrisse verhindern kann, weiterhin relevant und ungeklärt. Auch eine Umnutzung der Service-Public-Infrastruktur wird bei der ZAS* angedacht, so wird zum Beispiel eine Auseinandersetzung mit der zukünftigen Nutzung der Poststellen, die geschlossen werden, gefordert, beispielsweise als GZ.
Was sich durchaus als Roter Faden durch die bisherigen Überlegungen der ZAS* zieht, ist die Frage nach den Besitz- und Mitspracheverhältnissen – auch wenn sich ersterer eher vorsichtig angenähert wird. Ob eine grundlegende Infragestellung dieser Verhältnisse nach einem Studiensemester Arbeit realistisch erwartet werden kann, ist ein anderes Paar Schuhe. Aber vieles deutet darauf hin, dass diese grundlegende Frage die Arbeit der ZAS* auch weiterhin beeinflussen wird. Fast am wichtigsten scheint der ZAS* aber die Partizipation zu sein – weshalb auch an dieser Veranstaltung mehrmals darauf gepocht wurde, sich unter info@zas.life beim Ämtli zu melden, sodass städtebauliche Visionen verschiedenster Menschen, ob vom Fach oder nicht, gesammelt, verarbeitet und auf politischer Ebene eingebracht werden können.