Schwieriges Heimspiel für Kloten

Die Japankäferlarven im Boden des Fussballplatzes des Klotener FC erfreuten sich am Dienstagmorgen an der nassen Witterung, während an der Oberfläche die Massnahmen zur Tilgung des invasiven Schädlings vorgestellt wurden.

Rund zwei Dutzend Medienvertreter:innen hatten sich am Dienstagmorgen auf der Sportanlage Stighag in Kloten eingefunden: Der Kanton hatte zur Vorstellung der diesjährigen Massnahmen infolge des ersten Befalls des invasiven Japankäfers nördlich der Alpen eingeladen. Eine der Massnahmen wurde noch während der Begrüssung durch Katharina Weber von der Medienstelle der Baudirektion und Fiona Eyer von der kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz auf das Gelände gefahren: Die Abdeckplane für das erste Fussballfeld, die den Larven unter dem Rasen das Leben erschweren soll. 

Nach wie vor ungelöstes Problem

Zunächst aber etwas Kontext: Die Bekämpfung des invasiven Japankäfers ist Sache des Bundes, weshalb er auch die zu treffenden Massnahmen beschliesst. Problematisch ist der Japankäfer insofern, als dass er Kulturpflanzen schnell und nicht wählerisch zerstört, und aufgrund des Fehlens eines natürlichen Feindes im hiesigen Ökosystem ist das Warten auf eine natürliche Balancierung der Population auch nicht zu erwarten. Italien kämpft ebenfalls mit dem etwa fünfräpplergrossen Käfer, eine natürliche Balancierung wurde dort nicht beobachtet, und zudem sind unsere eher gemässigten als mediterranen Breitengrade auch ein optimaler Lebensraum für die invasive Spezies. Heisst also: Der Japankäfer muss möglichst ausgerottet werden. Kloten hatte schon letztes Jahr Ärger mit dem Tier und setzte zum Verbreitungsstopp etwa ein allgemeines Bewässerungsverbot von Grünflächen durch, auf denen nicht gerade Gemüse angepflanzt wird. Das geschah zwar schnell – im Juli wurde ein Bestand festgestellt, sogleich folgte das Bewässerungsverbot –,  hat das Problem allerdings nicht gelöst. So sind dieses Jahr erneut Japankäfer respektive deren Larven bei Stichproben und in Lockfallen gefunden worden. 

Die Massnahmen, die die Gemeinde ergreift, zielen nun auf eine lokale Tilgung, indem man den Lebensraum spezifisch für diese Art unwirtlich gestaltet. Deshalb auch das Abdecken der Fusssballplätze und anderen Wiesen, wo die Larven besonders gerne im Boden verweilen. Durch das Abdecken und folglich durch das Absterben des Rasens fehlt es den Larven an Nahrung – und in diesem Zustand können sie sich nicht zur Oberfläche durchgraben, und auch die erneute Eiablage wird verhindert. Eine zweite Massnahme ist die Wiedereinführung des Bewässerungsverbots. Weiter gibt es eine Lockfläche zur Eiablage, eine Wiese nahe der Sportanlage, die absichtlich attraktiv für die Käfer und deren Larven gemacht wird, nur um sie im Herbst komplett umzugraben, sodass die Larven im Boden verenden. Weiter dürfen Erde respektive Grüngut nicht aus dem Gemeindegebiet entfernt werden. Und zuletzt sollen zwei Fallentypen grossflächig aufgestellt werden: Einerseits eine mit Insektizid imprägnierte Netzfalle inklusive Lockstoff, die den Japankäfer (und nur den Japankäfer) anlocken, vergiften und verenden lassen soll. Andererseits eine Überwachungsfalle, die eher dem Monitoring dient, wieder mit Lockstoff. Ausserdem setzt man gegen die Larven im Boden auch auf die ‹Zusammenarbeit› mit Fadenwürmern, deren Population gezielt und unter Mithilfe der Bevölkerung auch auf Privatgrundstücken aufgestockt wird – Fadenwürmer fressen die Larven des invasiven Käfers. Zukünftig kann der Insektizideinsatz direkt an Wirtspflanzen nicht ausgeschlossen werden, darüber wird aber erst nach einer wissenschaftlichen Lagebeurteilung im Juli entschieden. Auch umliegende Gemeinden sind sich der Lage bewusst und tragen einige Massnahmen mit. 

Katalysator-Potenzial?

Heikel ist die Lage des Befalls. Kloten als Gemeinde, die nur unweit vom Flughafen liegt, wird zwar hoffentlich als Befallsherd nicht zum Katalysator einer grossflächigen Japankäfer-Ausbreitung in Mittel- und Nordeuropa, ungut wäre die Verbreitung via Flugzeug allemal. Schliesslich werden vom Flughafen Zürich aus über 200 Destinationen anvisiert. 

Zum momentanen Bestand konnten die beiden Vertreterinnen des Kantons keine Auskunft geben, auch Prognosen für die Zukunft und die weitere Entwicklung der Situation seien schwierig, aber beide zeigten sich am Dienstag optimistisch, dass die vorgestellten Massnahmen Wirkung zeigen – und diesen ersten Befall nördlich der Alpen den vorerst einzigen sein lassen.