Schrullig

Frances McDormand brachte ihre Rolle als schwangere Polizistin im Schneegestöber des US-amerikanischen mittleren Westens in «Fargo» der Gebrüder Coen einen Academy-Award ein. Das dürfte für Oona Airola, die als alleinerziehende Niina mit prügelndem Ex, die im finnischen Lappland eine geheime Militäroperation aufdeckt, also das Land vor einer russischen Invasion und damit en passant gleich auch noch die Lokalzeitung rettet, wie dies «The Missile» von Miia Tervo erzählt, allein wegen dem Produktionsland eher weniger in Reichweite liegen. Die Schrulligkeit der Anlage aber ist nicht direkt von der Hand zu weisen, wobei die finnische 1970er-Jahre Ausstattung und die Verderbtheit des männlichen Umgangs mit der Frau als solcher einen Zacken unterirdischer ergo härter daherkommt. Niina solle sich nicht so anstellen mit ihrer Emanzipiertheit und ihrem steten Streben nach Unabhängigkeit, sich stattdessen ein Beispiel an ihrer kleinen Schwester nehmen, die bereitwillig in eine Ehe mit dem erstbesten übriggebliebenen Kandidaten eingewilligt habe und sich auf ein Leben als Mutter im Heim am Herd doch auch freue, heisst es von allüberall. Ein Unfall mit einem Weihnachtsbaum und der daraus folgende finanzielle Schaden wird für Niina letztlich zur Leiter eines Wetterfrosches im Glas, auf der sie sich so erfolgreich hochzuhangeln versteht, dass ihr allein ein Überblick möglich wird. Und ihr endlich auch allseitig den ihr gebührenden Respekt einbringt. Also eigentlich fängt alles ganz anders an, denn sie muss den Schaden mangels finanzieller Möglichkeiten mit einem Aushilfsjob abarbeiten und findet in Esko (Hannu-Pekke Björkman) einen zwischen Denkfaulheit und Harmoniesucht pendelnden Chefredaktor, dem sie jede ihrer neuen Erkenntnisse, die sie auch dank den klug eingesetzten Waffen einer Frau erzielt, regelrecht als newswertig und relevant aufdrängen muss. Ihre renitente Zielstrebigkeit kostet ihn den letzten Nerv, also lässt er sie wohl oder übel gewähren.

«The Missile» spielt im Kino Piccadilly.