Adnan bettelt im Ehebett um Erbarmen, seine Pflicht zur Familienplanung für heute ruhen zu lassen. «Wir wissen ja, dass es an mir liegt», flüstert er noch ins Kopfkissen. Am nächsten Morgen ist er tot. Ein Drama für die Witwe Nawal (Mouna Hawa) und Mutter der gemeinsamen Tochter Noura (Seleena Rababah), dessen ungeheuerlichen Dimensionen der Folgen damit noch längst nicht abschliessend erfasst sind. Die gesetzliche jordanische Erbfolge kennt nur Männer als Begünstigte. Weil Nawal nicht belegen kann, dass das Paar seine Wohnung mit ihrer Aussteuer und ihrem Verdienst als Pflegerin einer älteren Dame der christlichen Oberschicht in Amman überhaupt erwerben konnte, droht das gesamte Erbe unter Adnans Geschwistern aufgeteilt zu werden. Und auch das Sorgerecht für Noura ginge an Adnans Bruder Rifqi (Haitham Omari). Darüber, was mit einer Frau in der Situation Nawals zu geschehen habe, schweigt sich das Gesetz aus. Amajd Al Rasheed zeichnet mit «Inshallah a Boy» einen grossen Bogen der rechtlich zurückgesetzten Situation der jordanischen Frau auf. Rifqi ist noch ärmer als Nawal, ergo auf das Geld angewiesen und darum insistiert er. Im Herrschaftshaus ihrer Arbeitgeberin kämpft die erwachsene Tochter Lauren (Yumna Narwan) auf verlorenem Posten gegen ihre Unterwerfung unter das Patriarchat, derweil ihre Mutter sich ihr Leben als Schmuckstück in einem goldenen Käfig schönredet. Es sei eben nun mal so, dass die Frau, die Launen und sexuellen Eskapaden ihres Gatten stillschweigend hinzunehmen habe. Die Gegenüberstellung der ungewollt schwangeren Lauren und der unbedingt einen Nachweis über eine Schwangerschaft vorzeigen müssenden Nawal mag einem Reissbrettgedanken entspringen, ermöglicht es dem Drehbuch indes die kolossale Not durch die nachgerade vollkommene Rechtlosigkeit eine Frau in jedem erdenklichen Fall auszuformulieren. Den finalen Hoffnungsschimmer im Film umweht deshalb auch eine überaus bittere Note.
«Inshallah a Boy» spielt im Kino Houdini.