- Art Dock Zürich
Protest-Fest und Proklamation
Der Senior Ralph Bänziger, seit 2002 Mentor der Artdocker, ist mit diesen zusammen noch voller Elan, wenn es um Ausstellungen des Zürcher Kunstschaffens in den verbliebenen Hallen des ehemaligen Zürcher Güterbahnhofs geht. In der Proklamation, die zurzeit zum Unterschreiben im Umlauf ist, betonen die Artdocker zuerst die Bedeutung des Kunstforums: «1. Art Dock ist der ‹zeitgenössischste› Raum für Zürcher Kunst – vergleichbar mit MoMA PS1 in New York, Torpedo Factory in Washington oder FAC in Havana. 2. Grösse, einzigartige Gestalt und Ateliercharakter der attraktiven Oblichthallen ermöglichen vielschichtige und interaktive Ausstellungsstrukturen. 3. Art Dock ist kein Museum, sondern Experimentierraum und Versuchslabor, das Kunst als Experiment und Arbeitsprozess vorantreibt.»
Wünsche, Forderungen …
Art Dock wolle «wie immer Ausstellungen zeigen, die in ihrer Vielfalt und Präsenz, in Relevanz und Ausstrahlung einzigartig sind – unverzichtbar für Stadt und Kanton». Weiter heisst es in der Proklamation, Art Dock wolle «alle relevanten Tendenzen über alle Generationen, also das ganze Spektrum unseres zeitgenössischen Zürcher Kunstschaffens» zeigen. Die Oeuvres von Trudi Demut und Otto Müller sollen weiter gepflegt und vermittelt, dazu alle «Kunstmeter und Gedenknischen» laufend erneuert werden. In wechselnden Impuls-Ausstellungen will Art Dock jeweils 40 bis 70 Werksgruppen einander gegenüberstellen und dafür extra Kuratoren berufen. Allen Kunstschaffenden «aus dem Zürcher Kulturkreis» will Art Dock «binnen fünf Jahren in variierenden Zyklen neue Perspektiven und Chancen eröffnen». Damit zu den Forderungen: «Kanton und Stadt sollen dem Zürcher Art Dock die ehemaligen Güterbahnhofhallen für weitere fünf Jahre zur Verfügung stellen und die Bauten angemessen unterhalten. Kanton und Stadt sollen das Zürcher Art Dock mittragen, in ihre jährlichen Kulturprogramme aufnehmen und den Betrieb mit Fördergeldern unterstützen.»
… und immer wieder das liebe Geld
Dass sich die Artdocker, die seit 2002 permanent Zürcher Künstler:innen ausstellen, Sorgen um die Zukunft ihres Kunstforums machen, ist verständlich. Ob sie das ihnen vom Gemeinderat zugesprochene Geld bekommen werden, ist eine andere Sache. P.S. hat immer wieder übers Art Dock berichtet, insbesondere auch über die ‹unendliche Geschichte› mit den letzten Hallen des Güterbahnhofs, von denen in den letzten Jahren eine dem Zirkus Chnopf als Übergangsquartier diente und zurzeit noch dient, bis er seine neue feste Bleibe im Kochquartier beziehen kann. Nebst den Hallen, die das Art Dock unbedingt weiter bespielen will – und die, nicht nur aus Sicht der Artdocker, bis zum Baubeginn der definitiven Mittelschule ca. 2030 seelenruhig stehen bleiben können –, war und ist das (knappe bzw. fehlende) Geld stets ein Thema.
Ins Budget 2023 und ins Budget 2024 stellte der Gemeinderat je 100 000 Franken für die Art Dock Zürich GmbH ein, konkret zur «Umsetzung Zwischennutzung Güterbahnhof». Damit allein fliesst aber noch kein Geld: Spricht der Gemeinderat solche Beiträge, müssen diejenigen, die sie erhalten sollen, erst ein Gesuch stellen. Aufgrund eines ersten Gesuchs für das Jahr 2023 wurde ein einmaliger Betrag von 100 000 Franken bewilligt, jedoch erst Ende 2024 ausbezahlt, nachdem alle Bedingungen erfüllt waren. Das zweite Gesuch für die Auszahlung der 100 000 Franken fürs Jahr 2024 wurde gegen Ende Jahr rückwirkend abgelehnt, wie aus der entsprechenden Verfügung der Stadt hervorgeht – «absurderweise trotz weit besseren Ausstellungen als im Jahr 2023», findet Ralph Bänziger. In der Verfügung wird auch mehrfach darauf hingewiesen, dass die Gesuche von Art Dock den Anforderungen nicht genügen sollen. Die Fachkommission für bildende Kunst wird zitiert, die darauf hinweist, dass das Gesuch «viel Vorwissen um die Aktivitäten und die Funktionsweise von Art Dock in den letzten Jahren» voraussetze, denn «ohne dieses Vorwissen erschliesst sich der Charakter der im Gesuch aufgeführten Aktivitäten nicht». Ralph Bänziger findet das seltsam, denn «die realen Ausstellungen von Art Dock konnten und können immer besichtigt werden», betont er. Der Gemeinderat hatte offensichtlich das nötige Vorwissen und kennt Ausstellungen im Art Dock, sonst hätte er die Beiträge nicht ins Budget eingestellt: Warum also setzt sich die Kommission darüber hinweg?
Der Entscheid zum Beitrag 2024 sei noch nicht rechtskräftig, erklärt Nadine Markwalder vom Präsidialdepartement auf Anfrage: «Es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Wir können deshalb zum jetzigen Zeitpunkt keine Fragen dazu beantworten.» Also wird die laufende Ausstellung bis zum 23. März verlängert, «damit Kulturdirektion, Fachkommision und Gesamtstadtrat sich vor Ort von der Unverzichtbarkeit von Art Dock überzeugen können und das laufende Verfahren eine positive Wende nehmen kann», erklärt Ralph Bänziger.
Erstes Protest-Fest im Art Dock am Sonntag, 23. Februar ab 14 Uhr. Details siehe artdock.ch/protestfest, herunterladen der Proklamation unter artdock.ch/proklamation.