Correctness. Postfaktisch

Also. Dann reden wir doch mal drüber. Vor allem drüber, dass man scheints nicht drüber reden darf. Ich nehme zur Kenntnis: Die Linken reden nicht über die wahren Probleme, wischen ständig unter den Teppich, dass die Kacke immer noch eine Kacke ist und stellen die an den Pranger, welche die Neger noch Neger nennen wollen. Die Linke redet die Zuwanderung schön, streitet ab, dass der Mann noch ein Mann ist und verordnet ihm, ohne ihn zu fragen, Gleichberechtigung. Die Linke zwingt der Welt ihren veganen Frass auf und schiebt die Schuld am Klimawandel den Kühen in die Schuhe. Und weil sich dann aber post faktum herausstellt, dass die Kacke tatsächlich Kacke ist, und der Neger ein Neger und der Mann ein Mann und der Klimawandel nur ein grüner Furz, drängt sich Volkes Stimme mit aller Macht an die Oberfläche, wählt den Donald, den Christoph oder den Dings, und das kommt davon, wenn man die Ängste nicht ernst nimmt.

 

Da stellen sich doch ein paar Fragen: Ist es tatsächlich so, dass der Schwarze, wenn man ihn oft genug «Neger» nennt, wieder zum Sklaven wird? Oder dass die Frau, wenn man sie oft genug «Schlampe» nennt, zurück an den Herd geht? Und dass der Flüchtling, wenn man ihn oft genug «Asylschmarotzer» nennt, freiwillig wieder in sein zerbombtes Land zurückkehrt?
Daher noch ein Anlauf: Die Amis, diese progressiven Saftsäcke, wählten doch tatsächlich vor acht Jahren in heilloser Verblendung einen schwarzen Muslim zum Präsidenten, der auch noch überall herumerzählte, man könne es, oh yes. Und was passiert? Er vollbringt keine Wunder, der Arsch. Er setzt sich nicht durch. Er weicheiert demokratisch herum. Also wird der weisse Mittelstand stinkig und wählt zur Strafe keine Frau, sondern einen pubertierenden Toupetträger, der die Reisfresser noch Reisfresser nennt und seiner Alten kräftig an die Sie wissen schon langt, wenn ihm danach ist, aber alles ja gar nicht so meint. Denn, da muss mal was gehen! Da muss man das mal wieder gross machen. Da muss man was gegen die Angst vor dem Kleinwerden tun!

 

Daher noch mehr Fragen: Heisst, das Volk ernst nehmen, seine Ängste schüren? Sind eigentlich alle Ängste zulässig? Was ist eine Angst, und was bloss eine Befindlichkeit? Muss man auch Minderheitenängste ernst nehmen? Sind Ängste neuerdings der Ersatz für Parteiprogramme? Und nahm Hitler eigentlich sein Volk ernst?

 

Und damit zur Selbstbezichtigung: Ja, natürlich sind wir schuldig! Weil wir es nicht geschafft haben, die GlobalisierungsverliererInnen gegen die Verursacher der Globalisierung zu mobilisieren. Wir sind schuldig, weil wir die Schere zwischen Arm und Reich nicht zuklappen. Wir sind schuldig, weil wir Working Poor erlauben. Wir sind schuldig, weil wir die Gletscher nicht am Schmelzen hindern. Wir sind schuldig, weil der Markt andauernd versagt. Wir sind schuldig, weil wir auch die Armen zu einer Krankenversicherung nötigen. Wir sind schuldig, weil wir den Banken nicht verbieten, gierig, frech und dumm zu sein. Wir sind schuldig, weil wir den Frauen Kinder, Küche, Kirche vermiesen. Wir sind schuldig, weil die Völker sich gegenseitig immer noch mit Schweizer Waffen umbringen. Wir sind schuldig, weil wir saubere AKW killen, aber den Dreckstrom nicht. Wir sind schuldig, weil wir unsere Metzger immer noch selber wählen. Und wir sind verflucht nochmals schuldig, weil wir viel zu kompliziert reden.

Trotzdem: Das Schlusswort gehört nicht Gölä, sondern Leonard Cohen: You want it darker – we kill the flame.

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.