Piepts?

Was ist los am Schauspielhaus? Wer sich an reaktionärem Scheiss reibt, dient letztlich dessen Verbreitung.

 

Letztes Jahr Ayn Rands «Atlas Shrugged», die Bibel der Libertären, also ultrarechten in den USA, dieses Jahr David Foster Wallaces «Kurze Interviews mit fiesen Männern», eine lose Abfolge von Rechtfertigungskapriolen für die Täter-/Opferumkehr. Selbst wenn sich die jeweilige Regie – zuerst Nicolas Stemann, jetzt Yana Ross – offenbar darum bemüht, dem Inhalt eine konterkarierende Form entgegenzustellen, bleibts im Resultat reaktionärer Scheiss. Der Intelligenzjia im Pfauen-Büro ist bestimmt bewusst, dass ausser der Schlachtung eines Säuglings nichts mehr schockiert, also kann das bisschen Live-Penetration und Theater-Kaka nicht der Grund für diese Programmation sein. Es bleiben: Das komplette Verkennen des eigenen Publikums, die herablassende Verhöhnung derer da draussen/unten, die allein auf Autosuggestion beruhende Gewissheit, selbst ein politischer Mensch zu sein oder dann, mindestens so schmeichelhaft, die eher nicht so reife Leistung, der Lust am metaphysischen Gruseln nachzugeben, wofür eine gedruckte und publizierte Vorlage herbeigezogen werden muss. Was kommt als nächstes? «Die Protokolle der Weisen von Zion»? Lässt sich bestimmt etwas ‹total kontroverses› daraus machen!

 

Sagt mal: Piepts? Einhundert Minuten kunstvolle verbale Volten, die sadistisch entmenschlichende Gewalt- bis Straftaten in eine in sich logisch scheinende Alternativwahrnehmung alias Rechtfertigung verwandeln, worüber sich der Täter eine Rechtschaffenheit alias Erhabenheit einreden kann und sich seiner Heldenrolle gerecht worden zu sein selber rühmen kann. Wozu? Als Beweisführung, der Mensch wäre schlecht? Krieg grausam, Folter kein Zuckerschlecken, sexuelle Ausbeutung nicht nur lustig? Solange kein annähernder Gegenpol hinzugesellt wird, bleibts ein Hohelied auf die Grausamkeit. Und die Inszenierung ist der Festakt dazu? Na dann, Prost! froh.

 

«Kurze Interviews mit fiesen Männern – 22 Arten der Einsamkeit», bis 15.10., Schauspielhaus, Zürich.

 

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